Vom Catwalk in die sozialen Medien: Mode-Blogger gewinnen an Einfluss

Das Modekarussell dreht sich heute anders: Direkt vom Catwalk wird live in die sozialen Netzwerke berichtet.

Vom Catwalk in die sozialen Medien: Mode-Blogger gewinnen an Einfluss
Foto: Igedo Company

Düsseldorf. Gemütliches Presse-Frühstück war gestern, heute dampfen Kaffee und Trends im Blogger-Café in der Gallery der Modemesse. Dafür verschickt die Igedo besondere Einladungen, und daraufhin kommen manchmal mehr Zusagen als von den Kollegen mit Block und Bleistift. Igedo-Sprecherin Ines Cont: „Wir haben mit unserem Blogger-Café mittlerweile eine recht umfangreiche Database aufgebaut.“ Diese Kontakte werden auch außerhalb der Messezeiten gepflegt. Auch Hersteller und Handel haben längst die Anziehungs- und Ausstrahlungskraft der rührigen, anfangs noch belächelten Blogger-Szene, erkannt — und nutzen sie.

Sie stellen den modebegeisterten und experimentierfreudigen jungen Leuten nicht nur Infos, sondern auch Produkte zur Verfügung. „Die kriegen alles umsonst und werben dann dafür“, heißt es oft lästerlich — und ein wenig neidisch. Ines Cont: „Wir haben im November vergangenen Jahres in Kooperation mit Bloggerbazaar, einer Münchner Agentur, den ersten Bloggerbazaar in Düsseldorf in unserer Location, der Botschaft, veranstaltet. Hier haben Blogger ihre Testartikel, die sie zuhauf von Modelabels und Kosmetikfirmen zur Verfügung gestellt bekommen, in einer Art Trödelmarkt verkauft.“ Die Veranstaltung war ein Erfolg, auch weil der Endverbraucher etwas davon hatte.

Bei der Pflege des im doppelten Wortsinn noch recht jungen, deshalb anfangs oft belächelten Mediums, arbeitet die Igedo mit den Agenturen Styleranking und Cover PR zusammen. Für die laufende Modewoche in Düsseldorf hat sie zwei deutsche und zwei französische Bloggerinnen eingeladen: (Vreni aus Berlin, Blog neverever.me, Fanning aus München, Blog MUCstyle, und aus Frankreich Charlene Amiard, Blog Charlie Sugar Town und Hannah Ratefimandimby Blog Elegantesque). Sie wohnen in Düsseldorfs Fashion-Hotel Indigo und starten von dort zum Blogwalk am Messe-Sonntagmorgen, wo sie weitere Kollegen treffen.

Während vermeintliche Fashion-Edelfedern mit Block und Bleistift noch um Plätze in der ersten Reihe kämpfen, gestalten die Blogger das Messegeschehen längst mit. Auf der letzten Schuhmesse GDS gab eine eigene Blogger Runway Show, für die sich die Teilnehmer via Facebook bewerben und eigene Looks gestalten konnten. Für die Outfits sorgten so etablierte Marken wie Semperlei oder Mexx.

Auch das erste Fashion-Blogger-Café „Shoedition“ zog die jungen Leute an. Und Sponsoren wie Clarks oder die eigentlich eher traditionelle Schuhmarke Peter Kaiser zogen mit.

Auf ihrer nächsten Messe (4. bis 6. Februar) präsentiert die GDS mit Alice M. Huynh ein neues Blogger-Testimonial mit chinesischen und vietnamesischen Wurzeln. Sie hat Mode studiert, betreibt nicht nur ihren Blog „I heart Alice“, sondern entwirft auch eigene Kollektionen. In einem Interview beschreibt sie ihren Weg von der Power-Shopperin („Ich hatte 120 Paar Schuhe“) zur verantwortungsvollen Konsumentin: „Mode ist Kunst. Und Kunst verlangt viel Arbeit. Mit dieser Erkenntnis hat sich auch mein Einkaufsstil stark verändert.“

Auf den Messen sucht Alice jetzt schon ihre persönlichen It-Pieces für 2016, um sie live über ihren Blog und soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder Twitter zu verbreiten. Auch bei der aktuellen Blogger-Runway-Show ist sie dabei, ebenso wie Vicky Wanka von „Vickys Modeblog“, Minnie Seibt von „Minnie Knows“, Frida Mindt von „Fridafridafrida“ sowie Bina Noehr von „Stryletz“. „Wir sind begeistert von der großen Resonanz“, freut sich Styleranking-Geschäftsführer und Messe-Medienpartner Roland Schweins.

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