Von Sozialarbeit bis Neubau: Besser leben im Wohnblock

Einige Unternehmen machen vor, wie sich in Hochhäusern die Lebensqualität steigern lässt.

Düsseldorf. Öffentlich dürfen oder wollen sie es nicht sagen. Aber unter der Hand gibt es für einige lokale Politiker nur eine Lösung für Situation rund um die Wohntürme in Hassels-Nord: „Abreißen! Und dann etwas Neues dorthin bauen.“

In den beiden 16-stöckigen Häusern hat es in der Vergangenheit immer wieder gebrannt, die Polizei und Ordnungsamt sind nun im Viertel verstärkt präsent und die Stadt hat einen runden Tisch zu Hassels-Nord angekündigt.

Einig sind sich alle Beteiligten darin, dass vom Eigentümer WVB Centuria mehr Engagement kommen muss. Über den sagen die meisten Mieter in Hassels: „Da kümmert sich eh keiner.“

Dass es auch anders geht zeigt beispielsweise die Rheinwohnungsbau, die in Düsseldorf 4800 Wohneinheiten vermietet. Das Unternehmen bietet in Garath gemeinsam mit der Caritas Gesprächskreise an, an denen auch der Leiter der Wohnverwaltung teilnimmt. „Die sind meist gut besucht“, sagt Thomas Strecker, Prokurist von Rheinwohnungsbau.

Die Runden finden im Norbertsaal statt, den die Firma gekauft hat, um beispielsweise auch Nachbarschaftsfeste zu ermöglichen. „Wir sehen uns in der Verpflichtung, nicht einfach nur Wohnungen zu stellen und dann die Menschen sich selbst zu überlassen“, sagt Strecker.

Ganz uneigennützig ist die soziale Initiative natürlich auch nicht: Wohnungen in Vierteln mit gutem Ruf, lassen sich auch besser vermieten.

Sahle-Bau, bundesweit mit 22 000, in Düsseldorf mit 1400 Wohneinheiten am Markt, engagiert sich ebenfalls sozial in ihren Quartieren. Neben Kundencentern und technischen Notdiensten in jeder Wohnanlage beteiligt sich die Firma am Aktivtreff Wersten Süd-Ost, dem Ausbau der Awo-Kindertagesstätte „Lummerland“ an der Immigrather Straße und den Personalkosten für einen Streetworker. „Wir achten bei der Belegung auch auf das soziale Gefüge“, sagt Sprecherin Simone Böhnisch.

Die Genossenschaft Wogedo beschäftigt für die Mieter in ihren 4500 Düsseldorfer Wohnungen sogar selbst einen Sozialarbeiter. Bodo Wolnowski kümmert sich seit 14 Jahren um alte und demenzkranke Bewohner und vermittelt Pflegemöglichkeiten.

Er berät bei Mietschulden und hilft, Nachbarschaftsfeste zu organisieren. „Wir machen, was wir für nötig halten“, sagt Vorstand Horst-Dieter Borchardt. Die Wogedo gibt jährlich sieben Millionen Euro für Bestandspflege aus.

Wenn Sozialarbeit und Bestandspflege nichts mehr ausrichten können, hilft manchmal nur noch der Abriss oder der Rückbau der Wohnblocks auf ein menschliches Ausmaß.

In den ostdeutschen Plattenbau-Siedlungen wurde dies wegen des Leerstands oft praktiziert. In Düsseldorf will die Rheinwohnungsbau 2012 vier siebenstöckige Häuser abreißen und durch neue ersetzen. „Die Gebäude sind nicht mehr zeitgemäß. Wir entwickeln das Gebiet neu“, sagt Prokurist Strecker.

Abriss und Neuentwicklung oder Rückbau von Wohnblocks werden vom Land NRW gefördert. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Wohnungsbauförderung als Darlehen für die Eigentümer oder als Städtebauförderung, wenn die Kommune die Objekte erwirbt oder mit dem Eigentümer einen Städtebauvertrag abschließt“, sagt Karl Jaspers, stellvertretender Leiter der Abteilung Stadtentwicklung beim Bau-Ministerium.

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