Vortrag: Wie Hideto Sotobayashi die Atombombe überlebte

Der 82-Jährige erzählt Studenten der Heine-Uni vom Angriff auf Hiroshima und warnt mit Blick auf Fukushima vor der Ausgrenzung von Strahlenopfern.

Düsseldorf. Ganz ruhig beginnt Hideto Sotobayashi von seinem Leben zu erzählen. Konzentriert hören die Studenten dem 82-Jährigen zu. Eingeladen wurde er von der Heinrich-Heine-Universität anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Deutsch-Japanischen Beziehungen. Besonderes Interesse an seiner Geschichte ist durch die aktuellen Ereignisse in Japan aufgekommen. „Das war ja gar nicht Thema meines Vortrags, damit habe ich mich erst letzte Woche beschäftigt“, erklärt Sotobayashi lächelnd.

Er ist Überlebender des Atombombenangriffs auf Hiroshima. Er war 16 Jahre alt und saß in der Schule, als die japanische Großstadt angegriffen wurde. Er wurde zwar von den Holztrümmern verschüttet, konnte sich aber aus eigener Kraft befreien. „Ich habe sehr viel Glück gehabt“, erklärt er.

Sotobayashi sieht Parallelen zu den Geschehnissen in Fukushima. „Vor drei Jahren, an meinem Geburtstag, habe ich das erste Mal über meine Erlebnisse in Hiroshima berichtet“, sagt er. Ein Grund war die Isolation der Überlebenden. Nun sieht er, wie sich die Situation wiederholt: „Die Menschen werden geächtet, finden keine Arbeit und haben es schwer einen Partner zu finden, weil dieser Angst hat, missgebildete Kinder zu zeugen.“

Die Angst vor Ausgrenzung erlebte er in der eigenen Familie. Seine Mutter hat die Explosion zwar überlebt, doch erlag sie drei Tage später ihren Verletzungen. Sotobayashi wollte sie in einer Gedenkstätte eintragen lassen. „Mein Bruder wollte das nicht. Ich sollte warten bis meine Nichte und mein Neffe verheiratet sind“, erklärt er. 20 Jahre nach Kriegsende starb sein Vater an Krebs, an dem er wahrscheinlich aufgrund der Strahlung erkrankt war. „Auch ich hatte Krebs, aber er ist in einem frühen Stadium erkannt worden, so wurde ich geheilt.“

Nachdem Sotobayashi sein Chemie-Studium an der Universität Kyoto beendet hatte, kam er 1957 als Alexander von Humboldt-Stipendiat nach Berlin — und blieb. Er heiratete seine Frau Astrid und habilitierte. „Ich bin ein Berliner“, sagt er mit einem Schmunzeln. 30 Jahre lebte er in Japan und 50 Jahre in Berlin. „Das muss man betonen“, sagt er.

In den drei Jahren hat er schon an einigen Schulen von seinem Leben berichtet und er stellt Unterschiede fest. „In Japan heißt es immer: Wer ist schuld? In Deutschland fragen die jungen Leute: Warum machen Menschen so etwas?“ Die Angst vor den Strahlen sei aber in beiden Ländern gleich groß.

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