Gericht 38-Jähriger soll junge Stieftochter missbraucht haben

Ein Krefelder muss sich vor dem Landgericht verantworten. Zum Tatvorwurf äußerte er sich gestern nicht.

Gericht: 38-Jähriger soll junge Stieftochter missbraucht haben
Foto: dpa

Krefeld. Ein heute 38 Jahre alter Krefelder muss sich seit Donnerstag wegen schweren Missbrauchs von Schutzbefohlenen vor dem Landgericht in Krefeld verantworten. Laut Staatsanwaltschaft soll er in 180 Fällen seine Stieftochter (geboren 1995) und zwei Mal seine Tochter (geboren 1998) sexuell missbraucht haben. Zwischen 2007 und 2009, so der Staatsanwalt, habe der Mann seine Stieftochter im Schnitt dreimal monatlich missbraucht.

Rein rechnerisch sei die Anklage nicht zu halten, rügte der Verteidiger. Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung und einem Zahlencheck gab ihm die Vorsitzende Richterin der ersten Großen Strafkammer recht. Sie korrigierte den „Rechenfehler“, reduzierte die Anklage entsprechend auf 72 statt 108 Übergriffe auf die Stieftochter, als sie noch keine 14 Jahre alt war, ließ die Anklageschrift aber zu.

Dass darin weder Datum noch Ort des Missbrauchs benannt werden, wie der Verteidiger einwarf, sei wahr, jedoch angesichts der vielfachen Wiederholung — so die Anklage zutreffe — nicht wesentlich. Individualisierungen seien schwer möglich, wenn Missbrauch erst nach Jahren aufgedeckt werde.

Zum Tatvorwurf selbst wollte sich der gesundheitlich angeschlagene Angeklagte am Donnerstag nicht äußern, erzählte aber zunächst zögerlich, dann offener von sich. Mit Lese- und Rechtschreibschwäche und als Kind schon gemobbt, habe er keine Ausbildung, später Jobs gemacht, sei als Selbstständiger gescheitert und habe von Hartz IV gelebt.

Es gibt einen unehelichen Sohn („Davon habe ich erst vom Jugendamt erfahren“), zwei Ehen, eine Scheidung, eine Stieftochter, vier weitere eigene Kinder mit zwei verschiedenen Müttern, wechselnde Familienkonstellationen, 40 000 Euro Schulden und aktuell eine Freundin, mit der er bereits während seiner ersten Ehe eine Beziehung hatte. Eifersüchteleien zwischen den Frauen und Konfliktpotenzial zwischen den Ehepartnern gab es reichlich. Die Kinder wurden laut M. „hin- und hergeschoben“.

„Meine zweite Frau war aggressiv und dominant“, sagt M. Und: „Ich habe nie eine eigene Meinung gehabt und mir alles gefallen lassen.“ Der Prozess wird am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt.

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