Altes erlebt peppige Neugeburt

Immer wieder dienstags entstehen an der Alten Linner Straße aus ausgemustertem Material moderne Alltagsgegenstände.

Krefeld. Immer wieder dienstags erwachen alte Dinge an der Ecke Mariannen-/Alte Linner Straße zu neuem Leben. Maike Seifert und ihre Mitstreiter machen sich dann mit Spaß an der Freud über Berge von gesammeltem Material her, um daraus peppige Alltagsgegenstände zu zaubern. Alte Regale werden da zu bunten, fröhlichen Stücken, alte Rahmen geben Collagen aus Geschenkpapier, Stoffen oder auch Tapeten einen besonderen Auftritt, Stoffe und Wolle fügen sich zu ungewöhnlichen Taschen zusammen.

Mit Basteln nach Bausatz hat das Ganze wahrlich nichts zu tun. Seifert ist damit vielmehr Teil eines Trends, der das Selbermachen aus der piefigen, angestaubten Ecke herausholt. Und: „Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern darum, einfach zusammen das zu machen, was Freude bereitet“, sagt Maike Seifert.

„Du hast Glück — es ist Dienstag“, lädt denn auch ein Schild am Eingang zum Mitmachen ein. Mit den großzügigen Räumen, in denen früher Sportartikel angeboten wurden, hat die Initiative jede Menge Platz, ihre Ideen umzusetzen. Entsprechend dankbar ist die 51-Jährige dem Vermieter, dass er das Ladenlokal zur Verfügung stellt, bis ein potenter Mieter gefunden ist. „Das Positive daran: Wir pflegen die Räume derweil ja“, betont Seifert den Vorteil.

In der Tat: Schon allein die großen Schaufenster laden mit den ungewöhnlichen Stücken der Truppe zum Hingucken ein. Weiter durch dient eine Teeküche als Treffpunkt, anschließend befindet sich das Reich der Nähmaschinen, wo derzeit hauptsächlich gearbeitet wird. Doch der gelernten Schreinerin schweben noch ganz andere Projekte vor, wozu sich auch schon Interessenten gemeldet haben: Experimentieren mit dem Fotoapparat etwa oder mit Filz. Sie selber durchforstet mit Vorliebe Trödelmärkte nach alten Möbeln und peppt diese auf — pimpen nennt sich das auf Neudeutsch.

„Viele trauen sich nicht zu sagen, ich pimpe. Dabei gibt es einfach ein gutes Gefühl, etwas selber zu machen“, findet Seifert. Dass dabei manches ausprobiert werden muss, findet sie eher anregend: „Man sollte sich selber etwas zutrauen. Es muss hinterher ja nicht perfekt sein.“ Das gebe in Zeiten des Konsums auch ein ganz neues Gefühl für die Wertigkeit von Dingen.

Zu bezahlende Kurse und Workshops — so betont Seifert — wird es an der Mariannenstraße nicht geben. „Das soll ja keine Konkurrenz zum Werkhaus sein.“ Vielmehr geht es um die gemeinsame Aktion. „Wenn man sich mit anderen trifft, fließen viele Ideen zusammen.“ Mit solchen Kursen müsste außerdem ein Gewerbe angemeldet werden. Angesichts der schöpferischen Bewegung würde sich Meike Seifert bei all den vielen Vorschriften in Deutschland ein wenig mehr Lockerheit wünschen: „Man sollte auch die Luft lassen, um kreativ sein zu können.“

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