Altlast unter Häusern verunsichert Eigentümer

Es geht um Wertverlust und Gesundheitsgefährdung. Am Mittwoch werden die Betroffenen über die Ergebnisse von Boden- und Wasserproben informiert.

Krefeld. Unter Immobilien-Haien hat sich die Altlast unter der 34 Jahre alten Siedlung an der Mauritzstraße herumgesprochen, obwohl bislang nichts darüber veröffentlicht wurde. „Ich biete Ihnen 60 000 Euro für Ihr Haus“, hörte der Bayer-Pensionär Eduard Jansen vor ein paar Wochen an seiner Haustür.

Der ungebetene Gast, der sich als Makler aus Oberhausen vorstellte, weiter: „Ich habe gehört, dass sie auf einem Drecksberg sitzen.“ Ein paar Meter weiter westlich befand sich bis 1970 eine städtische Müllkippe. Das Bauland für knapp 30 Häuser östlich davon hatte die Bayer-Immobiliengesellschaft erworben. Es wurde mit Materialien aufgefüllt, die nicht sauber waren.

Im Herbst 1979 hatte Jansen mit dem Bau eines Einfamilienhauses (150 Quadratmeter plus Keller) begonnen. Kaum war die Bodenplatte gegossen, ordnete die Stadt einen Baustopp an. „Erst im März 1980 konnte ich weiterbauen“, erinnert sich der 74-Jährige. 98 D-Mark hatte er in eine Boden-/Wasseranalyse investiert, die er nie zu sehen bekommen hat. Sie versandete beim Mitarbeiter H. der städtischen Bauverwaltung.

Aus dem Labor der Kläranlage an der nahen Parkstraße bekam Jansen vor wenigen Tagen das Ergebnis einer Untersuchung seines Brunnenwassers: Arsen, Blei und Chrom in geringer Konzentration (jeweils 0,01 Milligramm pro Liter). Ihm wurde empfohlen, im Frühjahr eine neue Wasserprobe zu entnehmen. Ein Immunologe aus Düsseldorf hat dem 74-Jährigen gar geraten, seinen Keller nur noch mit Schutzmaske zu betreten. So schlimm wie unlängst in der Siedlung am Saxhof, wo der Gartenboden entgast wurde und mancher Hauseigentümer seinen Keller nicht mehr betreten durfte, ist es an der Mauritzstraße nicht.

Dennoch fühlt sich Eduard Jansen „vergiftet“. Bei Bayer hat er mit Formalin und Anilin zu tun gehabt. Er schied aus gesundheitlichen Gründen aus. Vorsorglich ließ er dieses Jahr sein Eigenheim bewerten: 184 000 Euro schrieb der Gutachter ins Papier — ohne Berücksichtigung von Altlasten.

Der städtische Fachbereich Umwelt nimmt die Sorgen der Anwohner ernst. Die erste Bürgerinformation erfolgte am 7. Oktober, die nächste findet am Mittwoch in der Aula des Gymnasiums am Stadtpark statt. Dann gibt Fachbereichsleiter Helmut Döpcke den Eigentümern in der nichtöffentlichen Veranstaltung Auskunft über aktuelle Boden- und Grundwasseranalysen.

Für eine Familie aus der Siedlung besonders ärgerlich: Sie hatte vor dem Kauf eines Zweifamilienhauses an der Mauritzstraße im vergangenen Jahr eine Auskunft über etwaige Bodenbelastungen erbeten und die Unbedenklichkeit bescheinigt bekommen. Dabei war das Gebiet der Bebauungspläne 490 und 326 durchaus eine Verdachtsfläche.

1985 hatte das Chemische Untersuchungsamt der Stadt die Auffüllungen auf dem ehemalige Deponiegelände und seinem Umfeld als „unkritisch“ eingestuft. „Nach den damaligen Bewertungsmaßstäben“, wie das Umweltamt den Betroffenen am 7. Oktober mitteilte. Helmut Döpcke: „Mit alten Untersuchungen kann man heute nichts mehr anfangen. Sie müssen mit dem heutigen Regelwerk abgeglichen werden.“ Eine Untersuchung des alten Kippengeländes 2005 fiel hingegen eindeutig aus (siehe Kasten).

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