Ausgelassene Stimmung beim Saalkarneval

Wenn die Vereine rufen, kommen die Jecken in Scharen: Die fünfte Jahreszeit kann sich in Krefeld sehen und hören lassen.

Krefeld. Als Auftakt für ihre große Prunksitzung hatten sich die Mösche-Männekes etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Schwelgen in Gefühlen, in den wunderbaren Klängen von Puccinis „Nessun dorma“ gesungen von Michael Siemon und dem Extrachor des Krefelder Theaters. Schon ein begeisterter Applaus und eine festliche Stimmung im Seidenweberhaus!

Mit dem Einzug des Elferrats und der Prinzengarde wird es „richtig“ karnevalistisch. Als neuer Präsident führt Andreas Basalla durch das Programm. Nach dem sportlichen Auftritt der Prinzengarde kommt Ne komische Hellije — alias Peter Kolb, natürlich aus Köln — zum Zuge. Das Älterwerden und die damit verbundenen Arztbesuche sind eines seiner Themen. Er plaudert aus dem familiären Nähkästchen. Da wundert sich die Oma: „Früher musste ich mich beim Arzt immer ausziehen, heute reicht die Zunge“. „Do siehste mal, welche Fortschritte die Medizin jemacht hat!“

Der Trompeter Lutz Kniep schafft es, mit seiner Lasershow alle zu verzaubern. Im dunklen Saal tanzen farbige Lichter zu seiner Musik und auf einer Leinwand entstehen, wie von Geisterhand gemalt, aus bunten Lichtlinien Krefelder Sehenswürdigkeiten. Die Faszination entlädt sich schließlich in einem tosenden Beifall. Danach geht es klassisch karnevalistisch weiter mit dem Besuch des Prinzenpaars, der Großen Tanzgarde der GKG, Fred van Hahlen und seinem rotzfrechen Vogel Aky, den Wanderern, dem Hausmann und den Kolibris.

Es ist Freitagabend, 20 Uhr, Trommelwirbel ertönt aus dem Eingangsbereich des Stadtwaldhauses — der Startschuss für einen Abend voller Gelächter, guter Stimmung und ausgelassener Feierei. Die Große Sitzung der Uzvögel beginnt mit einem Paukenschlag der Reitercorps Speick aus Mönchengladbach, der die Mitglieder der Uzvögel beim Einzug begleitet und die ersten stehenden Ovationen einheimst.

Das Motto der Sitzung: „Wir sind Krefeld.“ Bis nach Mitternacht wird geschunkelt, geklatscht, gesungen und gelacht, selten können die knapp 200 Närrinnen und Narren ruhig auf ihren Stühlen sitzenbleiben. Kein Wunder — denn das Programm bietet viel Abwechslung und setzt auf Gäste nicht nur aus Krefeld, sondern auch aus den Karnevalshochburgen Köln, Aachen und Mönchengladbach.

Das Programm beginnt zugleich mit einem ersten Glanzpunkt. Die jungen Gardisten der Großen Allgemeinen 1900 Köln tanzen sich in die Herzen der Jecken. Ihre makellose Tanzperformance wird sogleich mit der ersten Rakete des Abends gewürdigt. Weitere Tanzeinlagen bieten die Tanzgarde Krefeld-Stahldorf sowie die Uzvögel selbst. Das Herrenballett hat vor allem für die Damen etwas Besonderes gezaubert und bringt mit ihren entzückenden Beinen den Saal zum Kochen. Und für die Herren folgt dann das Pendant, die Schleiereulen heizen die Gäste mit ihrem Bauchtanz ein. Dann wird es mystisch. Die erste Öcher Hunnenhorde aus Aachen liefert eine ganz besondere Showeinlage. Eine Zeremonie gepaart mit spektakulären Tanzeinlagen begeistern die Jecken.

Der optische Leckerbissen des Abends ist Hettwich mit ihrer Büttenrede. Die kessen Witze und Sprüche sorgen für viele Lacher im Saal. Egal ob es um Schönheits-OPs geht oder um Billigflüge, Italiener oder die Männersuche nach dem Speed-Blind-Ebay-Dating-Prinzip, die „paar Zentner Weiblichkeit in Weiß“ bringen die Gäste in Wallung. Musikalische Highlights kommen direkt aus Krefeld. Siggi Rose zieht die Jecken mit seinem Gesang von den Stühlen und Wolfgang Wulff liefert den ganzen Abend Stimmungsmusik. Auch der hohe Besuch des Krefelder Prinzenpaares Toni II. und Verena I. mit ihren Ministern und Garden darf nicht fehlen. Passend zum Motto des Abends wird gesungen: „Wir sind Krefeld, wir sind alles auf der Erd. Wir sind jeck, wir sind gar nicht so verkehrt, wir sind ganz besondere Menschen!“

Endlich wieder ein Heimspiel für die Karnevalisten in Oppum: Der Umzug von Fischeln hat sich für die Gesellschaft 1938 Krefeld-Oppum gelohnt. Der Beweis ist der volle Saal im Oppumer Pfarrheim bei der Kostümsitzung am Samstagabend. Mit dem Einzug der Mitglieder der 1938er in Gesellschaftskleidung beginnt das bunte Programm unter dem Motto „Das Parkhaus ist zu — wat nu? Lustig & heiter machen wir weiter!“

Das Eis ist schnell gebrochen, denn gleich zu Beginn kündigt sich der erste hohe Besuch an: das Oppumer Kinderprinzenpaar mit ihren Ministern und Begleitgarden. Fabian I. und Annika I. werden von den Gästen unter tosendem Applaus in Empfang genommen und bringen den Saal in Wallung. Vor allem die Mini-Minis der Begleitgarde begeistern die Jecken.

Die gute und ausgelassene Stimmung zieht sich durch den ganzen Abend. Für viele Lacher unter den Jecken sorgen die Wortbeiträge. Kaum ein Auge bleibt trocken, während der Angler De Jummibotz auf der Bühne steht. Zum ersten Mal mit dabei ist Bauchredner Michi. Zusammen mit seiner lebendigen Puppe Herr Wutz kommt es zu einem lustigen Hin und Her zwischen Puppe und Redner, das Wortgefecht der beiden kommt gut an und heimst stehende Ovationen ein. Die Showtanzgruppe Revolution sowie die Aap Dancers runden das abwechslungsreiche Programm mit ihren Showeinlagen ab. Bis spät in die Nacht wird ausgelassen gefeiert.

Knubbelvoll und familiär — das ist die Sitzung der KG Grün-WeißGrönland im Stadtwaldhaus. Immer starten die Grönländer, die ihre namensgebende Keim(par)zelle im grünen Land an der Krefelder Stadtgrenze zu Tönisvorst haben, mit dem Einzug einer großen Kölner Garde. Am Samstag sind es die „Appelsinefunke“, stattliche Kerle der KKG Nippeser Bürgerwehr von 1903. Die Bühne reicht gar nicht für alle Mann. Wie gut, dass das Mariechen Sarah Basinski so ein zierliches Persönchen ist und bei Hebefiguren nicht den Kopf einziehen muss. Im schönsten Nippeser O-Ton und leicht schräg singt ein Gardist kölsche Lieder. Das steigert die Stimmung im ausverkauften Saal.

Schmitz-Backes alias Michael Backes aus Nettetal hat das Publikum schnell im Griff. Bei ihm wird nicht applaudiert, sondern mit Worten seine Anerkennung gezollt. „Unglaaauuublich“ wird zur Devise. Er sucht als Assistenten eine vertrauenswürdige Person und denkt an einen „griechischen Steuerberater“. Für noch mehr Stimmung sorgen die Jungen Trompeter aus Merzenich, die Brüder Markus und Peter Rey.

Zur familiären Atmosphäre im Stadtwaldhaus trägt nicht nur der bunte Generationen-Mix im Publikum bei, auch die kleinen Mariechen der Grönländer Tanzgarde, die schon lange vor ihrem Auftritt durch den Saal hüpfen, zeigen, dass ihnen Karneval im Blut liegt.

Ein Höhepunkt ist der Auftritt des Vorstands der Karnevalsgesellschaft, der „Grönland-Boys“ mit ihrer Playbackshow. Am späteren Abend wird es im „Krefelder Gürzenich“ wieder richtig kölsch mit De Kläävbotze, den Schlebuschern (ein Kölner Vorort) und den Kölsche Bengels.

Hoch her ist es im Pfarrsaal St. Andreas gegangen, denn hier hat die KG Blau-Weiß-Gellep-Stratum ihre diesjährige Galasitzung gefeiert. Traditionell waren wieder viele Narren der Einladung gefolgt und füllten den Pfarrsaal. Vorsitzender Franz Knops und 2. Vorsitzender Mirco Melchiors hatten auch in diesem Jahr ein vielseitiges Rahmenprogramm auf die Beine gestellt — gespickt mit vielen närrischen Höhepunkten.

Neben „die Exprinzen“ zündeten „ne Kistedüvel“ (Thilly Meester - war wie immer höllisch gut drauf und himmlisch verrückt) und Büttenstar Heino Niemeier ihr Lachfeuerwerk. Die Jocus Prinsekepell aus Venlo sorgte für Musik, und die Prinzengarden aus St. Tönis und Willich brachten den Saal dann endgültig zum Kochen.

Bis in die frühen Morgenstunden haben die Mitglieder der KG Grenztal 1980 im Jugendzentrum Canapee an der Ispelsstraße gefeiert. 33 Jahre närrisches Treiben sollten mit einer Jubiläumssitzung gebührend gefeiert werden, und so hatten die Organisatoren ein buntes Programm organisiert. Nach dem Einzug mit den Inrather Fanfaren flog „Engel Hettwich“ aus Schwalmtal ein. Thomas Pluschkell alias „ne kleene Dull“ amüsierte die Narren standesgemäß.

Grenztal-Präsidentin Brigitte Schommer führte durch das Abendprogramm und begrüßte auch Prinz Toni II. und seine Lieblichkeit Verena I., die bei den Grenztalern vorbeischauten. Und was wäre eine Jubiläumssitzung ohne Abschlussshow — so machten die närrischen Gäste zusammen mit den Tanzgarden eine Reise durch 33 Jahre Vereinsgeschichte.

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