Ausstellung: Schon die Römer speisten Eier aus dem Becher

Außergewöhnliche Gefäße im Wandel der Zeit sind derzeit im Kaufhof zu sehen.

Krefeld. Kein gekochtes Ei bleibt von alleine stehen, um sich köpfen und auslöffeln zu lassen. Da ist neben dem geeigneten Besteckteil ein besonderes Gefäß nötig; schon in der Zeit vor Christus wurde daher der Eierbecher erfunden. Während deutsche Querdenker es später gerne mochten, das Ei liegend mit Brotfingern auszutunken - auch dafür gab es eine Halterung - bevorzugten es die Franzosen, das Hühnerprodukt stehend auf den Tisch zu bringen, um an das Gelbe vom Ei zu gelangen. Bis heute sind den Eierbecher-Designern die Einfälle noch nicht ausgegangen.

Knapp 1000 schöne, kitschige und skurrile Spielarten des profanen Gebrauchsgegenstandes zeigt der Krefelder Sammler Carl-Ludwig Riedel zurzeit im Kaufhof am Ostwall. Viele hübsche Geschichten ranken sich um die Präsentation des Frühstückseis. Eierbecher-Fotos von Werner Meyer vervollständigen die Schau.

"Vor 40 Jahren habe ich mit dem Sammeln angefangen; Freunde unterstützen mich heute", erzählt Lebensmitteltechnologe Riedel. "Ein Stadtwappen-Becher aus Leutenberg in Thüringen war der Auslöser. Das Souvenir hat zehn Pfennige gekostet und ist weiß, mit einem blau-rot-goldenen Emblem." Ein weiterer Grund für diese Sammel-Leidenschaft: "Ich finde die Gegenstände von der Form her schön."

Exemplare aus Silber, Messing, Marmor, Holz oder Glas finden sich in Riedels Sammlung. Aus Kayserzinn, made in Krefeld, ist der wertvolle Jugendstil-Eierbecher. "Schade, dass unsere Stadt wohl keinen eigenen Becher vorzeigen kann", findet der Sammler.

Die Stadtwappen-Becher füllen Regale. Andere Mini-Behältnisse zeigen Motive aus aller Welt. Sie stammen aus Schweden, Saudi-Arabien und Südkorea, zeigen Korsika oder die Niagara-Fälle. Der wohl erste Eierbecher der Zivilisation ist nur noch auf dem Foto eines römischen Mosaiks zu sehen. Es wird auf die Zeit von 40 vor bis 300 nach Christus datiert und wurde in der Nähe von Antiochia gefunden. "Die Römer mochten die Eier als Vorspeise mit gebackenen Artischocken und Schweinsfüßchen."

Von den Römern stammt auch das frühe Kochbuch des Marcus Gavius Apicinus mit Tipps für die Zubereitung: Gekochte Eier sind ova elixa, das Spiegelei ist ein ova frixa. Diese Ess- und Tischkultur war den Germanen zu dieser Zeit noch fremd. "Sie kochten die Eier zwar bereits, doch legten sie einfach in ein Loch, das sie in ihr Frühstücksbrett sägten", sagt Riedel. Das sieht später anders aus. Eierbecher aus Silber oder Meißner Porzellan eroberten die Tische von reichen Kaufleuten, Kaisern und Königen. Anfang des vorigen Jahrhunderts erfanden findige Zeitgenossen den Reise-Eierbecher aus Aluminium (um 1930), später auch den aus Plastik (um 1955).

Heute gibt es zu den meisten guten Services die passenden Ei-Halter. Manche sind Kult-Objekte geworden. Witzig sind solche, die um ihrer selbst willen kreiert wurden. Eierbecher befinden sich auf den Rücken von Steingut-Hasen oder sehen wie fliegende Untertassen aus. Es ist eine hübsche, bunte und sehenswerte Geschichte des Eierbechers, die Riedel zum Bestaunen zur Verfügung stellt.

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