Traditionsbrauhaus Bei Herbst Pitt bleibt der Zapfhahn trocken

Die Besitzer-Familie findet keinen Käufer für das Lokal. Traditionelle Brauhäuser laufen offenbar nur in Großstädten gut.

Traditionsbrauhaus: Bei Herbst Pitt bleibt der Zapfhahn trocken
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Traditionsbrauhaus Herbst Pitt, das wie das Brauhaus Gleumes der Familie Mäurers gehört, ist in einem Top-Zustand. „Wir haben nach dem Erwerb vor 14 Jahren mehr als eine Million Euro investiert und das Gebäude komplett saniert“, sagt Georg Mäurers. Der 39-Jährige ist Teil der Familie, zu der Vater Klaus und die Geschwister Christiane und Rudolf gehören.

Traditionsbrauhaus: Bei Herbst Pitt bleibt der Zapfhahn trocken
Foto: Dirk Jochmann

Seit zwei Jahren versucht die Familie vergeblich, die Immobilie an der Ecke Markt- und Hubertusstraße zu verkaufen. Nur zwei Interessenten haben sich gemeldet. Einer davon wollte das Haus zum Wohnen für Senioren umbauen. „Als er hörte, dass die Immobilie unter Denkmalschutz steht, hat er abgewunken“, sagt Mäurers. Dieses Kriterium sei für viele Investoren abschreckend, weil die Auflagen einschränken und jede Sanierung teuer machen.

Blick in die Traditionsgaststätte Herbst Pitt
13 Bilder

Blick in die Traditionsgaststätte Herbst Pitt

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Doch das ist nur ein Hinderungsgrund. Das Gasthaus mit seinen diversen Gaststätten- und Veranstaltungsräumen für insgesamt 350 Gäste entspreche in Zeiten eines geänderten Ausgehverhaltens nicht mehr den heutigen Anforderungen, stellt Mäurers fest. „Der Betrieb ist personell extrem aufwendig. Vor allem fehlt es an Parkmöglichkeiten und an Platz für eine Außengastronomie. Das sind Kriterien, die heute mehr denn je gefragt sind.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein neuer Investor findet, der Herbst Pitt zumindest in der derzeitigen Form erhält, ist gering. Daran glaubt auch die Familie nicht mehr, die mit viel Herzblut versuchte, das Haus am Leben zu erhalten. Schließlich haben sich als Pächter eine Reihe gestandener Krefelder Gastronomen mit unterschiedlichen Konzepten darum bemüht.

Nach der Eröffnung 2003 führten die Gebrüder Rudnik das Gasthaus, gefolgt von einem dreijährigen Engagement durch Vucko Filipovic. Nach einem nur halbjährigen Gastspiel des Pächterpaares Fiene übernahm der renommierte Gastronom Klaus Rudolph die Geschäfte, um sie nach gut einem Jahr wieder aufzugeben.

Danach führte die Familie Mäurers das Gasthaus kurze Zeit in Eigenregie und feierte dort das 150-jährige Bestehen. Zuletzt betrieb die H+C Gastro GmbH die Immobilie. „Es liegt nicht an der Qualität der Führung, sondern an den ungünstigen örtlichen Gegebenheiten und dem rückläufigen Besucherinteresse“, ist sich Mäurers sicher. Er würde es sehr bedauern, wenn „mit Herbst Pitt ein Stück Heimat verlorenginge“.

Für seine Branche in Krefeld sieht Georg Mäurers eher schwarz. Traditionshäuser wie Et Bröckske würden zunehmend verfallen, auch wenn sich jetzt wohl ein Investor gefunden hat. Alte, traditionelle Brauhäuser hätten eher in Großstädten wie Düsseldorf eine Chance, weil dort ein ausgeprägter Tourismus herrsche.

Das Brauhaus Gleumes an der Ecke Sternstraße/Nordstraße bleibt erhalten. Das Familienstammhaus laufe inzwischen gut, versichert Mäurers.

Im Gleumes wird noch selbst gebraut, es gibt den beliebten Biergarten, auch einen kleinen Parkplatz vor der Tür und nicht zuletzt ein treues Stammpublikum. Das bekräftigt auch Pächter Antonio „Toni“ Arabatzis, der den Gleumes-Ausschank seit 2013 mit viel Engagement betreibt.

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