Hilfsprojekt Besuche in Indonesien sind das Herz der Partnerschaft

Eine Delegation des evangelischen Kirchenkreises fliegt nach Humbang auf Sumatra, auch um dort Hilfsprojekte zu begleiten.

Schüler begrüßten die Besucher der Delegation im vergangenen Jahr mit einem traditionellen Tanz.

Schüler begrüßten die Besucher der Delegation im vergangenen Jahr mit einem traditionellen Tanz.

Foto: Kirchenkreis KR-VIE

Krefeld. 23 Kilo, schwerer darf der Koffer für Sumatra nicht werden. Da wird das Packen bei bestellten Geschenken wie Olivenöl, deutscher Markenschokolade oder Fettcreme und zahlreichen anderen Gaben für die Gastgeber nicht gerade einfach. Fußbälle, Kämme, Kugelschreiber, Mousepads und T-Shirts mit dem Logo des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen müssen ja auch noch irgendwie mit. Am kommenden Wochenende fliegt Michael Gallach, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kempen, nach Indonesien.

Der Wohlstand steigt, aber Mobilität sieht oft noch irrwitzig aus.

Der Wohlstand steigt, aber Mobilität sieht oft noch irrwitzig aus.

Foto: Kirchenkreis KR-VIE

Seine Reise führt ihn und den Rest einer Delegation vom Niederrhein nach Humbang am Toba-See im Norden der indonesischen Insel Sumatra — zum dortigen Kirchenkreis der Toba-Batak-Kirche. Der ist seit 1983 Partnerkirchenkreis der Krefelder und Kreis Viersener Protestanten.

Am Wochenende fliegt Michael Gallach für den Kirchenkreis vom Niederrhein nach Indonesien.

Am Wochenende fliegt Michael Gallach für den Kirchenkreis vom Niederrhein nach Indonesien.

Foto: Kirchenkreis KR-VIE

„Besuche sind das Herz der Partnerschaft“, sagt der Pfarrer, „dass man am Leben der anderen teilnimmt, Gedanken austauscht, über Träume und Probleme spricht.“ Bei den Aufenthalten der jeweiligen Delegationen hier wie dort merke man, dass die Sorgen oft gar nicht so unterschiedlich seien, beispielsweise beim Thema Umweltzerstörung. Dort sei es der Regenwald, hier die Braunkohle.

Am Tobasee auf der Insel Sumatra liegt der Partnerkirchenkreis des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen.

Am Tobasee auf der Insel Sumatra liegt der Partnerkirchenkreis des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen.

Foto: Kirchenkreis KR-VIE

Die Deutschen um Michael Gallach werden sich auch die Projekte ansehen, die vom Niederrhein aus finanziell und ideell unterstützt werden (siehe Kasten).

Beispielsweise werden sie sich die Stellen im Dschungel ansehen, an der Großindustrielle Weihrauchbäume fällen ließen, um schnell wachsende Eukalyptusbäume für die Papierherstellung zu gewinnen. Damit wurde einem ganzen Dorf die Existenzgrundlage genommen. Die Bauernfamilien, die seit Generationen Weihrauch ernteten, erhalten aus Krefeld und dem Kreis Viersen beispielsweise das Schuldgeld für ihre Kinder.

Nun wollen Gallach und seine Kollegen sehen und erfahren, wie eine neue Einkunftsquelle für die Betroffenen aussehen könnte. „Alle unsere Projekte basieren dabei immer auf Hilfe zur Selbsthilfe“, berichtet der 56-Jährige. Beispielsweise beim Projekt Ferkelzucht. Die Menschen erhalten in dem Hilfsprojekt ein Ferkelpaar zur Zucht und verpflichten sich, jedes sechste Schweinchen, das zur Welt kommt, einem anderen zum Züchten weiterzugeben.

Es ist eine Welt voller Gegensätze, in die die beiden eintauchen werden. Eine Welt, die innerhalb von zwei Generationen eine Entwicklung von einer traditionellen Lebensweise ins Industriezeitalter erlebt hat, die in Europa in 200 Jahren verlief. „Beim letzten Besuch sind wir häufiger fotografiert worden als andersherum“, erzählt Gallach.

Alle hätten Smartphones, Handykameras. „Im Takt der Besuche konnte man nur staunen, wie schnell sich die Entwicklung ergibt und die Menschen auch zu Wohlstand kommen“, sagt der Pfarrer, der bereits vier Mal nach Sumatra reiste. „Es ist faszinierend, wie viele Jugendliche Englisch sprechen können. Bei ihnen ist der Bildungshunger durch Aufstiegshoffnung getragen“, so Gallach.

Doch schon jetzt könne man auch beobachten, dass qualifizierte Kräfte abwandern, in die Metropolen und Boom-Regionen ziehen und die ländlicheren Gegenden strukturschwach würden. „Zu einer Partnerschaft gehört auch, dass wir frühzeitig von außen warnen, welche Entwicklung etwas nehmen kann, weil wir es schon kennen“, sagt Gallach, „allerding sprechen wir immer auf Augenhöhe.“ Man erkläre beispielsweise, was passieren könne, wenn man dem schnellen Profit Vorzug gebe und nicht nachhaltig wirtschafte.

Solche Gespräch liefen in der Partnerschaft aber absolut auf Augenhöhe. Derzeit werde beispielsweise die Fischproduktion im Tobasee langsam industrialisiert. Dadurch nehme die Trinkwasser-Qualität ab.

Auch um Brunnenprojekte vor Ort kümmert sich der evangelische Kirchenkreis Krefeld-Viersen. Die Delegation wird unter anderem Pfarrer James Situmorangbesuchen, der gerade die Brunnenbau-Pläne für sein Dorf Sitinjak vorantreibt.

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