Betrogene Marokkaner: Spur führt nach Turin

Zwei der in Krefeld gestrandeten Männern sitzen jetzt in Abschiebehaft.

Krefeld. Auch am Mittwoch noch saßen die mittellosen Marokkaner, die am Sonntagnachmittag auf dem Krefelder Hauptbahnhof „gestrandet“ waren, in den städtischen Sammelunterkünften an der Philadelphia- und an der Siemesstraße.

Das zuständige Kommissariat der Krefelder Kripo ist bei den Ermittlungen nach den Betrügern noch nicht weitergekommen: Von den beiden etwa 30 Jahre alten Männern, die den 38 Marokkanern 19 000 Euro abgenommen hatten, fehlt jede Spur. Vermutlich handelt es sich um Landsleute.

Die Spur führt nach Turin. Dort waren die in simpelsten Verhältnissen lebenden Männer von zwei angeblichen Arbeitsvermittlern — gebürtigen Marokkanern mit italienischer Staatsbürgerschaft — gezielt angesprochen worden.

Ihnen waren sechs Monate Arbeit in Deutschland für einen Stundenlohn von zehn Euro versprochen worden. Dann erhielten sie Tickets (80 Euro) für Ryan-Air-Flüge von Bergamo nach Weeze, wo die Arbeitswilligen am Mittag eintrafen.

Mit der Bahn, aber ohne Fahrschein, reisten sie weiter nach Krefeld. Am Hauptbahnhof wurden sie von den unbekannten Betrügern empfangen. Einer von ihnen soll 1,85 Meter groß sein, der zweite deutlich kleiner.

Für die jeweils 500 Euro Aufwandsentschädigung bekamen die Marokkaner jeweils eine ausgedruckte Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn für die Strecke von Krefeld nach Rostock in die Hand gedrückt — vermeintlich Tickets für die Reise in eine bessere Welt als jene, die sie in dem Turiner Lager vorgefunden hatten.

Zwei der 38 Gestrandeten sitzen seit Dienstag in Abschiebehaft: Gegen sie hatten italienische Behörden wegen Verstoßes gegen das Schengener Abkommen Haftbefehle ausgestellt.

Polizeisprecher Dietmar Greger teilte gestern der WZ auf Nachfrage mit, dass bei den Betrogenen die Visitenkarte einer privaten Turiner Arbeitsagentur sichergestellt worden ist. Greger: „Aber was heißt das schon? Auf Karton kann man alles drucken.“

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