Bier-Pong-Meisterschaft: Jeder Treffer geht ins Blut

Ein ungewöhnlicher Wettbewerb mit Bier und Ping-Pong-Bällen.

Krefeld. Jeder Treffer geht direkt ins Blut und wer beim Bier-Pong ganz vorne mitbechern will, der muss halt ein paar Liter Bier vertragen können. Wichtigste Regel: Bloß nicht umfallen und wenn doch, dann wenigstens auf den Biertisch, aber auf keinen Fall gegen die Schiedsrichter. „Die sind hier nämlich echt im Stress und kennen keine Gnade.“

Der 19-jährige Frederik aus Krefeld ist noch nüchtern, dehnt sich und schüttelt seine rechte Wurfhand: „Aber wegen dem Bier mach ich mir keine Sorgen. Wir sind nämlich super im Training“.

Und weil seiner Meinung nach weiße Jungs kein Bier-Pong spielen können, haben er und sein Mitstreiter sich mit schwarzer Ganzkörperfarbe und mit einem flotten Basthütchen als Buschmänner getarnt.

Vorsichtshalber: „Sollten wir nämlich doch umfallen, dann geben wir eben alles beim Kostümwettbewerb.“ Er würde nämlich auch im Liegen ganz toll aussehen, so verspricht er augenzwinkernd und schreitet würdevoll auf den ersten Wettkampftisch zu.

Und weil jede Art des sportlichen Miteinanders irgendwie eine Daseinsberechtigung vorweisen sollte, so heißt es dann auch in einschlägigen Bier-Pong Kreisen, dass das Partyspiel in den 60er Jahren eher zufällig an einer amerikanischen Universität erfunden wurde.

Ein Tischtennisball traf beim Ping Pong spielen einen am Rand stehenden Bierbecher. So begann der Siegeszug des Bier-Pong quer durch die ganzen USA und wandelte sich im Laufe der Jahre immer mehr zum Studentensport Nr.1.

Inzwischen platzt die Krefelder Rennbahn fast aus allen Nähten. Eng und laut ist es. Auch hier tummeln sich überwiegend Studenten, Schüler und Auszubildende. In allen Runden kämpfen, trinken, johlen und tanzen fast 100 Teams um die Tische.

Fast nur Männer sind es, die hier mit mehr oder weniger ausgefeilten Wurftechniken nur eines im Sinn haben: So viele Ping-Pong-Bälle wie möglich in den Bierbechern des Gegners gegenüber zu platzieren. Beim Treffer des einen muss der andere trinken, das geht hin und her. Prost und weiter!

„Also nix gegen die Jungs, aber das ist schon ein ziemlich krasser Männerüberschuss hier.“ Das Team aus Tönisvorst „Upper eastsiders“, die 20-jährige Lisa und ihre Freundin Greta (22), ist soeben aus dem Wettkampf geflogen. Die Frauen lehnen noch ein wenig angeschlagen an einer Säule. „So viel Bier! Wir trainieren ja immer nur mit Saft. Aber vielleicht hat es ja deswegen nicht gereicht?“

Wer es hier tatsächlich ins Finale schafft, der hat dann auch schon ein paar Liter intus. Der 22-jährige Student Julian aus Krefeld weiß auch gar nicht mehr so genau, warum sein Team eigentlich „Billige Flittchen“ heißt.

Am späten Abend weiß er nur noch, dass er und sein Freund Patrik das Finale gegen das Mönchengladbacher Team „Red Cup dreht den Swag auf“ verloren haben. „Ja, ja, die Wurftechnik leidet dann doch irgendwann unter dem Bier.“ Doch schon steigt die nächste Party: Jubel bei den Krefelder Buschmännern. Die sind zwar in der Vorrunde rausgeflogen: „Es lag nicht am Bier“, aber haben dann doch tatsächlich den Kostümwettbewerb gewonnen, noch vor Supermann.

Trotz hunderter Liter Bier und oft drangvoller Enge verläuft die erste offene Krefelder Bier-Pong-Meisterschaft vergleichsweise ruhig. Die „upper east siders“, Lisa und Greta aus Tönisvorst, haben sich inzwischen auch wieder erholt, hadern aber immer noch mit dem Männerüberschuss. „Ist ja schon irgendwie ein Saufgelage hier.“

Aber weil das Spiel an sich so viel Spaß macht, wollen sie dennoch dabei bleiben. „Wir gründen eine Frauenliga. Aber nicht mit Bier, sondern mit Sekt.“ Das wird sicher nicht ganz billig, da sind sie sich einig. Aber das neue Sekt-Pong-Epizentrum in Tönisvorst ist für sie ganz sicher die einzige Alternative zum Bier-Pong in Krefeld.

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