Blanker Irrsinn um einen Kita-Platz

Eine regelrechte Odyssee musste eine Familie bei der Anmeldung ihres Kindes durchlaufen. Und dafür soll sie fast 9000 Euro an Mehrkosten bezahlen.

Krefeld. Seine Schwierigkeiten und Erfahrungen bei der Suche nach einem Kindergartenplatz für Tochter Greta machen Ron Schreyer, Vater aus Bockum, aus mehreren Gründen fassungslos.

Zur Geschichte: Die Familie hat geplant, dass die Tochter in den ersten Lebensjahren von der Mutter, die später als Grundschullehrerin mit reduzierter Stundenzahl arbeitet, und den Großeltern betreut wird. „Dies würden wir gerne bis zum geplanten Eintritt in den Kindergarten mit knapp drei Jahren im August 2016 auch so beibehalten“, sagt Schreyer.

Das gibt Probleme: „Wir haben im Spätsommer letzten Jahres mehr zufällig erfahren, dass es an unserem Wunschkindergarten einen Mangel an sogenannten Ü3-Plätzen gibt.“ Er biete im nächsten Jahr nur einen Ü3-Platz an, berichtet der Vater weiter. Da es recht unwahrscheinlich sei, dass das Kind diesen Platz bekommt, wurde ihnen nahegelegt, sich bereits für einen U3-Platz zu bewerben.

„So fragwürdig ich diese Ausgangssituation auch finde, meine Frau und ich haben uns dann dazu entschlossen, damit die Kleine im nächsten Jahr den Ü3-Platz sicher hat.“ Außerdem hat das Paar dann noch besprochen, sie für den minimalen Betreuungszeitraum von 25 Stunden anzumelden.

„Direkt bei der Anmeldung wurde uns dann von der Kita-Leitung mitgeteilt, dass der Träger nur ganz wenige 25-Stunden-Plätze vorsieht. Uns wurde nahegelegt — quasi als zweite Wahl — auch eine Anmeldung mit 35-Stundenbedarf einzureichen.“

Das Paar ist fassungslos. „Wir würden also ein Jahr für eine 35-Stundenbetreuung bezahlen, die wir nicht wollen und auch nicht brauchen. Diesen Irrsinn waren meine Frau und ich bereit, mitzumachen, nur um unsere Tochter wie gewünscht mit drei Jahren in die Kita bringen zu können.“

Es kam wieder anders. „Die Tochter ist in der ersten Runde bei der Kindergartenplatzvergabe in unserem Wunschkindergarten nicht berücksichtigt worden, unter anderem mit der Begründung, sie sei ja noch sehr jung.“

Schreyer. „Nach einem weiteren, sehr konstruktiven Gespräch mit der Kita-Leitung haben wir im Nachrückverfahren tatsächlich einen Platz erhalten. Es handelt sich um einen 45-Stunden Platz. Also würden wir jetzt unsere Tochter nicht nur ein Jahr früher als benötigt und gewünscht in einer Kita anmelden, nein, wir würden auch noch das Maximum an Stunden haben.“

Es wird jetzt also so laufen: „Meine Frau und ich bezahlen nun ein Jahr einen 45-Stunden-Platz, den wir gar nicht brauchen und wollen, um einen Ü3-Platz am gewünschten Kindergarten zu erhalten. Aufgrund der herrschenden Monopolstellung ist man als Kunde gar nicht frei in der Wahl des Betreuungsumfangs.“

Hinzu kommt die geplante Erhöhung der Kita-Beiträge. Schreyer. „Falls sie umgesetzt wird, bedeutet das für uns in zwei Jahren Mehrkosten in Höhe von 8732 Euro. Es ergibt sich dann ein Preisunterschied von 469 Prozent zwischen der gewünschten und angebotenen Betreuung. In einem Offenen Brief hat er sich jetzt an Oberbürgermeister Gregor Kathstede gewandt.

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