Drogen-Prozess Chance auf Therapie statt Gefängnis

Im Verfahren wegen Drogenhandels hatte der Gutachter im Landgericht das Wort.

Drogen-Prozess: Chance auf Therapie statt Gefängnis
Foto: Strücken, Lothar (Archiv)

Krefeld. Drei Männer müssen sich zurzeit vor dem Landgericht Krefeld wegen des Besitzes oder Handels mit Heroin und Steinheroin, insgesamt 2,5 Kilogramm, sowie Kokain im Grammbereich verantworten. Der Krefelder Thomas B. (49) hat gestanden, die Drogen im Oktober 2014 aus den Niederlanden geschmuggelt und einen Teil am Viersener Bahnhof den beiden Mitangeklagten übergeben zu haben. Leonid M. gibt an, seinen Freund Nabi M., der keine Fahrerlaubnis habe, nur kutschiert zu haben. Das Verfahren muss klären, ob Nabi M. Kurier oder auch Auftraggeber des Handels war.

Am dritten Verhandlungstag steht am Montag der Gutachter im Fokus, der in persönlichen Gesprächen und anhand von Akten Thomas B. und Nabi M. beurteilt. Sein Fazit: Beide Angeklagten sind drogenabhängig, sind deshalb aber weder aus medizinischer noch aus intellektueller Sicht eingeschränkt oder waren zum Tatzeitpunkt schuldunfähig. Wichtig ist die Einschätzung des Experten für das Strafmaß: Führt eine Verurteilung die Angeklagten in eine Therapieeinrichtung oder ins Gefängnis?

In Thomas B. sieht der Gutachter, Professor Dr. Pedro Faustmann, jemanden vor sich, der mehrfach freiwillig Ansätze zum Drogenentzug gemacht und zwischen Mai 2012 und Oktober 2013 drogenfrei gelebt hat. In einer persönlichen Krise sei er rückfällig geworden, habe seinen Heroinkonsum aber mittlerweile alltagstauglich gedrosselt. Der Krefelder, in der Vergangenheit mehrfach ernsthaft erkrankt, will in die Therapie — und laut Gutachter bestehen gute Chancen, dass der 49-Jährige seine Abhängigkeit in einer Langzeittherapie in den Griff bekommt. „Wenn keine längere Entwöhnung erfolgt, ist mit einer Wiederholung der Straftaten zu rechnen“, sagt Faustmann. Aber B. sei eine „stabile Person“, die Chance auf nachhaltige Abstinenz nach der Therapie gut.

Weniger klar ist dieser Punkt in den Augen des Gutachters bei Nabi M., der 2004 im Alter von 30 Jahren ohne Familienanschluss aus dem Nordkaukasus nach Deutschland kam. Sehr aktiv, schnell, antriebsstark und impulsiv sei der Mann, der erst in Deutschland mit Drogen in Kontakt gekommen war und abhängig wurde. Während einer Haftstrafe hatte sich M. bereits um einen Entzugstherapieplatz bemüht, was auch daran scheiterte, dass keine Behörde die Kosten übernehmen wollte.

Die Voraussetzungen für die Unterbringung in einer Entzugsklinik lägen vor, den Therapieerfolg sehe er allerdings kritisch, sagt Faustmann. Bisher habe sich Nabi Ms. Motivation zum Entzug als „nicht nachhaltig erwiesen“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort