Das Gedächtnis der Krefelder Kunst

Christoph Tölke und Hans Joachim Albrecht betreiben keinen gestrigen Heimatverein. Mit Kunst und Krefeld schauen sie nach vorn.

Krefeld. Die Vergangenheit bewahren und den Blick auf Gegenwart und Zukunft nicht verlieren: Das hat sich der Verein Kunst und Krefeld auf die Fahnen geschrieben. An der Spitze stehen zwei unterschiedliche Männer, die sich nach eigener Aussage perfekt ergänzen: Restaurator und Antiquitätenhändler Christoph Tölke und Bildhauer Hans Joachim Albrecht.

Die beiden verbindet ein leidenschaftliches Interesse an Leben und Werk Krefelder Künstler. "Es gibt vieles, was man vor dem Vergessen bewahren sollte" sagt Albrecht. Aufarbeitung und Dokumentation der hiesigen Kunstgeschichte sind Hauptziele des Vereins, der sich vor fünf Jahren gegründet hat. "Wir machen die Arbeit, die sonst keiner machen will", erklärt Tölke.

Konkret heißt das: Sie erstellen ein inzwischen 600 Namen umfassendes Krefelder Künstlerverzeichnis. Außerdem gründen sie Stiftungen, inzwischen sind es zwei. Die 2006 gegründete Hellmut-Seegers-Stiftung betreut den Nachlass des 2005 verstorbenen Künstlers. Die zweite Stiftung hat Albrecht vor kurzem selbst gegründet und damit bezüglich seines eigenen Nachlasses konkrete Vorkehrungen getroffen.

Die aktivposten (14)

Regelmäßig organisiert der Verein zudem Ausstellungen. Sie widmen sich Künstlergedenktagen oder den Lehrenden der Textilingenieurschule, manche richten den Fokus auf Künstler, deren Werk in Krefeld wenig präsent ist. Ein gelungenes Beispiel dafür war die vor der Sommerpause gezeigte Werkschau des Bildhauers Michael Schwarze. Seine eigenwilligen Arbeiten haben viel Aufmerksamkeit erregt.

Das wünschen sich die beiden Vorsitzenden auch für ihre eigene Arbeit und die dahinter steckenden Ziele. "Wir sind kein Heimatverein, der nach hinten blickt", betonen sie. Vielmehr wollen sie ein lebendiges Forum für Krefelder Kunst werden.

Bisher nutzen sie dazu einen geschichtsträchtigen Ort. Ihre Räumlichkeiten befinden sich in einem Pavillon, der zum von Mies van der Rohe geplanten Komplex der Verseidag an der Girmesgath gehört. Die von Licht durchfluteten Räumlichkeiten mit einem großen Panorama-Wandbild von Fritz Huhnen bieten jedoch zu wenig Platz für ein Archiv. Eine auch aus Künstler- Nachlässen gespeiste Bibliothek soll ebenfalls entstehen. Finanziell trägt sich der Verein durch die Beiträge seiner derzeit 90 Mitglieder, die den Vorstand ehrenamtlich unterstützen.

Vor allem für die Ausstellungen und Publikationen - bisher gibt es drei umfangreiche Kataloge - ist man auf Sponsoren angewiesen. "Man muss in kleinen Schritten arbeiten. Das ist mühsam, aber auf Dauer erfolgreich", sagt Tölke. Kunst und Krefeld versteht sich als Ergänzung zu den städtischen Museen. "Bei den Künstlern muss man eine gewisse Breite im Blick haben, es geht nicht um wenige Superartisten" erklärt Albrecht.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung, die am 13. September eröffnet wird. Die Werke zweier Künstler, Fritz Huhnen und Martin Lersch, werden gegenübergestellt - ein für den Verein charakteristischer Brückenschlag zwischen vergangener und gegenwärtiger Kunst in Krefeld.

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