Das Wesen der Skulptur

Valerie Krause verblüfft bei „Quer geschnitten!“ mit Minimalismus, der über sich hinaus weist.

Krefeld. Wer die Ausstellung "Quer geschnitten!" im Kaiser Wilhelm Museum im Uhrzeigersinn durchwandert, stößt im ersten Raum auf die Arbeiten von Valerie Krause. Die 1976 in Herdecke geborene Bildhauerin ist in Krefeld aufgewachsen und hat im Jahr 2007 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf abgeschlossen. Vier Arbeiten präsentiert sie insgesamt, hier steht jenes Werk im Vordergrund, das dem Eingang am nächsten ist: ein auf den ersten Blick unscheinbares, auf den zweiten Blick aber sehr komplexes Objekt aus Stahl und Holz.

Der leere Raum würde dominiert von einer zu ihm gehörenden Säule. Krauses namenloses Objekt hat ebenfalls eine vertikale Ausrichtung, ist aber im Gegensatz zur Säule von spielerischer Leichtigkeit. Die Basis bildet ein weiß lackiertes Stahlrohr. Funktional ist es der Sockel, die Farbe kaschiert hier die Funktion. Das Rohr ist zudem etwas gekippt, es scheint in fragiler Balance zu schweben.

In das Rohr hat Krause eine senkrecht nach oben ragende Latte gesteckt, diese mit zwei Keilen fixiert. Der weiße Anstrich des Rohrs geht über die Nahtstelle zwischen den Elementen hinweg, erst etwa 15 Zentimeter über dem Rohr hat die Latte ihre eigene blauschwarze Lackierung.

Insgesamt ist die Arbeit etwas über drei Meter hoch, Rohr und Latte sind beide recht schmal. "Ich versuche, einen geschlossenen Eindruck zu vermeiden", sagt Krause, über ihre Arbeiten, dem hier vorgestellten Werk ist beispielhaft ein fragmentarischer Charakter eigen. Es wirkt zudem quasi provisorisch, die sichtbare Fixierung der Latte durch die beiden Keile ist ein Verweis auf die Arbeit am Objekt. Ist sie nun abgeschlossen oder nicht? Natürlich ist sie es, aber sichtbar wird hier auch eine Frage, die Krause stark interessiert: "Wie bildet sich überhaupt eine Skulptur?" Das scheinbar Vorläufige weist bei Krause in verblüffender Art über das Werk hinaus, mit minimalistischem Aufwand gelingt ihr die Öffnung hin zu Fragestellungen, die die bloße Materialität ihrer Arbeiten weit hinter sich lassen.

Valerie Krause ist heute Abend (19 Uhr) im Museum im Künstlergespräch zusammen mit ihren Kollegen K.A. Janßen und Klaus Kubik.

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