Schule Die Gymnasien sind die Verlierer

Zahl der Schüler bleibt gleich, die Verteilung auf die unterschiedlichen Schulformen ist neu.

Schule: Die Gymnasien sind die Verlierer
Foto: Marijan Murat

Krefeld. Mit dem Wegfall der letzten beiden Hauptschulen und einer Realschule (Oppum) sowie der neu gegründeten fünften Städtischen Gesamtschule in Oppum ist das System der weiterführenden Schulen in Krefeld im kommenden Jahr grundlegend verändert. Dabei sind die Gesamtzahlen beim Übergang von der 4. in die 5. Klasse nahezu gleich geblieben (2122 in 2014/15 auf 2133 in 2016/17).

Welche zahlenmäßige Auswirkung die Migration in unserer Stadt hat beziehungsweise haben wird, erläutert Jürgen Maas, der Leiter des Fachbereichs Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst: „Angesichts der unklaren welt-, europa- und bundespolitischen Entwicklungen ist eine verlässliche Prognose zu neuzugewanderten Schülern nahezu unmöglich.“

Wenn es aber bei den aktuellen Zuwanderungszahlen bliebe, sei davon auszugehen, dass sich die Schülerzahlen spürbar erhöhen werden. Die aktuelle Zuwanderung sei in die letzte Schulstatistik kaum eingeflossen. Vor dem Hintergrund der Veränderungen im Schulsystem werfen die diesjährigen Anmeldezahlen (siehe Infobox) einige Fragen auf.

Trotz der Gründung einer 5. Gesamtschule und einer Steigerung der Anmeldezahlen an den Gesamtschulen von 660 auf 768 konnten 66 Kinder nicht an dieser Schulform angenommen werden. Zu der Frage, wie die Stadt mit dieser Tatsache umgehen will, meint Jürgen Maas: „Die reinen Anmeldezahlen lassen noch keine belastbaren Rückschlüsse auf veränderte Schülerströme und einen möglichen Wandel im Elternwahlverhalten zu.

Bevor an abschließende Analysen oder gar Konsequenzen gedacht werden kann, müssen wir weitere Daten auswerten, die wir teilweise erst mit der neuen Schulstatistik im Herbst bekommen werden.“

Die Zahlen an den verbliebenen drei Realschulen in Krefeld sind trotz des Wegfalls einer weiteren Realschule stabil, was nach dem Wegfall der letzten beiden Hauptschulen nicht verwundern kann.

Die acht städtischen Gymnasien haben die größten Verluste im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen müssen. Ein Rückgang von 59 Schülern (von 753 im Vorjahr auf 694) scheint auf den ersten Blick überraschend deutlich zu sein. Betrachtet man die Anmeldezahlen der vergangenen fünf Jahre (720, 775, 757, 753, 694), so bleibt die Frage offen, ob es sich um einen Trend oder eine „normale“ Schwankung handelt.

„Die Anmelde-Quote an Gymnasien ist in den vergangenen Jahren mit etwa 40 Prozent relativ konstant gewesen, beziehungsweise sogar leicht gestiegen,“ sagt Maas und kommentiert eher vorsichtig „dies könnte dem ersten Anschein nach in diesem Jahr erstmalig anders sein, was aber noch zu analysieren sein wird“.

Dr. Horst Obdenbusch, der Sprecher der Krefelder Gymnasialleiter, ist da schon deutlich skeptischer: „59 Schüler, das heißt, zwei Klassen weniger, ist schon sehr viel. Da weniger Schüler mit einer bedingten Eignung für das Gymnasium angemeldet wurden, könnte der Rückgang mit der Schulzeitverkürzung (G 8) am Gymnasium zusammenhängen.“

Wie in den Vorjahren fällt auf, dass nahezu zwei Drittel aller Kinder (441 von 694) an den vier Gymnasien im äußeren Stadtbereich angemeldet werden, während die Innenstadtschulen oft Mühe haben, drei Züge zu erreichen.

„Das gymnasiale Schulangebot in der Innenstadt wird weiterhin Bestandteil der Betrachtungen zur Schulentwicklungsplanung bleiben“, sagt Maas. Mit der Oberstufenkooperation zwischen Fichte- und Arndt-Gymnasium sei bereits ein erster Schritt getan. „Ob tatsächlich ein Gymnasium für Krefeld verzichtbar erscheint, wird auch im Lichte der unklaren weiteren Schülerzahlentwicklung zu betrachten sein“, so Maas.

Für den sehr deutlichen Einbruch am Ricarda-Huch-Gymnasium (von 98 im Vorjahr auf 45) gibt es zunächst keine Erklärung und über die Gründe lässt sich nur spekulieren.

Der Schulausschuss wird am Dienstag die Zügigkeiten in den verschiedenen Schulformen festlegen. Anlässe für Diskussionen gibt es genug.

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