Die „Haut der Erde“ als Wunderwerk der Natur

Der Geologische Dienst NRW zeigt eine Ausstellung über den Stauwasserboden. Ein Blick in die Welt der Mikroorganismen.

Die „Haut der Erde“ als Wunderwerk der Natur
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Man tritt ihn zwangsläufig mit Füßen, doch eigentlich ist er ein einzigartiges Wunderwerk der Natur: der Boden. „Wir wollen mit dieser Ausstellung den Boden mehr ins Bewusstsein rücken“, sagt Initiator Gerhard Milbert, Bodenkundler beim Geologischen Dienst NRW. In diesem Jahr haben die Vereinten Nationen auch die oberste Schicht des Lands „entdeckt“ und das „Jahr des Bodens“ ausgerufen. In der Bundesrepublik hat man die „Haut der Erde“ schon länger im Blickwinkel — derzeit bringt man zum elften Mal den „Boden des Jahres“ in die Öffentlichkeit.

Nachdem die Fachleute bislang nur Ausstellungen zu Böden konzipiert haben, die eine Bedeutung für ihre Nutzung als Ackerland besaßen, gilt dieses Mal das Interesse einem typischen Waldboden unserer Klimazone. Es ist der Stauwasserboden, auf dem Wälder aus Stieleichen und Hainbuchen bestens gedeihen.

Diese Bäume sind besonders gut an die stark wechselnden Wasserstände angepasst. Wenn beispielsweise im Winterhalbjahr die Böden bis in Tiefen von 1,5 m und mehr völlig nass sind, müssen Pflanzenwurzeln und Bodenorganismen in der Lage sein, sich mit einem starken Sauerstoffmangel zu arrangieren. In den Sommermonaten können dann Trockenphasen auftreten, in denen es den Lebewesen an ausreichendem Bodenwasser fehlt.

Es ist eine höchst lebendige Welt in einem Stauwasserboden — auch Pseudogley genannt. Die Ausstellung liefert dazu einen stark vergrößerten Ausschnitt eines Bodens, ein Ausschnitt, der mit seiner charakteristischen Vielfalt Bodenkundler und auch Gärtner glücklich macht. Mehr als eine Billion Organismen, von Bakterien über Strahlenpilze bis hin zu den vertrauteren Schnecken, Käfern und Regenwürmern, bevölkern einen einzigen Quadratmeter Boden.

Doch andererseits sind täglich beachtliche Verluste an Böden zu beklagen: in NRW zum Beispiel zehn Hektar pro Tag. Das ist die Fläche von etwa zwölf Fußballfeldern, die täglich abgegraben, bebaut oder mit Asphalt bedeckt wird. Bis 2020 soll der durchschnittliche Verlust an dieser wertvollen Lebensgrundlage halbiert werden.

Die Interessen von Natur-/Umweltschutz und der Wirtschaft kollidieren dabei. „Bodenschutz geht uns alle an“, sagen die Geologen nicht nur an der De-Greiff-Straße.

Die Ausstellung Boden des Jahres — Stauwasserboden — ist bis zum 31. März im Geologischen Dienst NRW an der De-Greiff-Straße 195 zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr. Eintritt frei.

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