Die Pille danach gibt es jetzt ohne Rezept

Hindernislauf für junge Frauen ist zu Ende. Nach einer Beratung in der Apotheke wird das Präparat ausgehändigt.

Die Pille danach gibt es jetzt ohne Rezept
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Krefeld. Die Pille mehr als einmal vergessen, das Kondom gerissen oder gar nicht erst benutzt? Es gibt viele Gründe, nach einer sexuellen Begegnung eine mögliche ungewollte Schwangerschaft zu fürchten. Seit wenigen Tagen gibt es für Frauen in Deutschland die Möglichkeit, die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke zu erhalten. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Rezeptpflicht endlich weggefallen ist“, sagt Helga Bauer, Leiterin der Beratungsstelle pro familia.

15 Jahre lang hat der Verband laut Bauer für diesen Status gekämpft. „Vor allem Mädchen und sehr junge Frauen mussten bislang in Deutschland einen Hürdenlauf machen, um die Pille danach zu bekommen“, sagt Dr. Angela Böttcher, Ärztin für Frauenheilkunde bei pro familia Krefeld. Zweimal die Woche ist sie in der Beratungsstelle an der Mühlenstraße 42, in der Vergangenheit unter anderem, um nach eingehender Prüfung ein Rezept für das Notfallkontrazeptiva auszustellen.

Mit der neuen Regelung ist es nun auch am Feierabend oder Wochenende möglich, zeitnah an diese Pille zu kommen. Zugelassen ist in Deutschland das Präparat „ellaOne“. „Es muss bis fünf Tage nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen werden, wobei die Wirkungsweise am ersten Tag bei bis zu 90 Prozent liegt, am fünften Tag nur noch bei bis zu 50 Prozent“, erklärt Böttcher.

Die Pille danach ist keine Abtreibungspille. Bei bestehenden Schwangerschaften wirkt sie nicht. Sie verhindert vielmehr den Eisprung, so dass es gar nicht erst zu einer Schwangerschaft kommen kann.

Apotheken dürfen die Pille an Mädchen „ab dem gebärfähigen Alter“ abgeben, das heißt ab 16 Jahre. Zwischen 14 und 16 Jahren entscheidet die Reife, unter 14 muss eine Einverständiserklärung der Erziehungsberechtigten vorgelegt werden. „In jedem Falle aber, gleich welchen Alters, findet in der Apotheke eine Beratung statt, bei der einige Fragen beantwortet werden müssen“, erklärt Birigit Nolte, Pressesprecherin der Krefelder Apotheker. Zum Beispiel, wann die letzte Periode war oder ob eine Schwangerschaft vorliegt?

Wer die Fragen nicht wahrheitsgemäß beantworten kann oder jemand anderen vorschickt, bekommt die Pille danach nicht ausgehändigt. „In unklaren Situationen verweisen wir die Frauen zunächst an ihren Frauenarzt“, sagt Nolte.

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