Drauf hauen und sich dabei gut fühlen

Ein neues Trommelprojekt hilft Schülern, sich besser zu konzentrieren.

Drauf hauen und sich dabei gut fühlen
Foto: privat

Krefeld. Können sich Kinder heute lange genug konzentrieren? Haben sie etwas aus der letzten Stunde mitgenommen? Wer hat ein gutes Gefühl für Rhythmus? Diese und andere Fragen beschäftigen Julian Gossens, Benedikt Hoffmann, Malte Knittel und Lasse König jede Woche bei der Vorbesprechung, ehe sie mit den Kinder aus dem Offenen Ganztag Tulpendach in der Franz-Stollwerck-Schule zur Sache kommen beim gemeinsamen Trommelprojekt „Hau drauf“.

Die Vier studieren Sonderpädagogik an der Universität in Köln. Für ihr Praxisprojekt im Rahmen eines Seminars zur emotionalen und sozialen Entwicklung bei Schülern mit besonderem Förderbedarf suchten sie einen geeigneten Einsatzort. Da Julian Gossens vor Jahren seinen Zivildienst an der Krefelder Schule gemacht hatte, war der Bezug zum Offenen Ganztag, der sich in der Trägerschaft des Krefelder Kinderschutzbundes befindet, schnell hergestellt.

Marzena Baranowicz vom Kinderschutzbund Krefeld und Koordinatorin des dortigen Offenen Ganztags, freut sich darüber sehr: „Das ist ein großartiges Projekt und eine tolle Chance für unsere Kinder, auch einmal ausschließlich etwas mit männlichen Bezugspersonen zu erarbeiten.“

Acht Kinder aus dem 3. und 4. Jahrgang machen mit und lernen jede Woche neue Facetten der Schlaginstrumente kennen. Natürlich nehmen sie das Motto zunächst einmal wörtlich und überschlagen sich beinahe vor Energie beim Draufhauen und testen aus, wer lauter ist. „Mann, die hat aber Wumms“, staunt eines der Kinder. „Cool“, schreit ein anderer und haut schnell seinem Nachbarn auch noch auf die Trommel. Benedikt Hoffmann, muss eingreifen: „Hier herrschen die gleichen Regeln wie im Unterricht. Und wenn einer von uns spricht, wird bitte nicht getrommelt.“ Das einzuhalten, fällt den Kindern nicht immer leicht. Schließlich liegt schon ein anstrengender Schultag hinter ihnen.

Alle geben sich große Mühe und entwickeln erstaunliches Talent, als es darum geht, ein eigenes kleines Rhythmusstück einzuüben, das der jeweils anderen Gruppe präsentiert wird. Schnell haben sie heraus, dass man eine Trommel innen und außen bespielen kann, dass der Wechsel zwischen laut und leise oder schnell und langsam zu erstaunlichen Ergebnissen führt.

Marzena Baranowicz ist über die Fortschritte der Schüler erstaunt und erfreut: „Man muss sich immer den besonderen Förderbedarf dieser Kinder vor Augen halten, um diese Leistung richtig einzuschätzen. Einfach klasse, was sie hier schaffen. Das ist ein Gewinn für uns alle.“

Lohn und Ziel des Projektes ist am Ende ein eigenes Stück und eine Aufführung mit special effects, über die ein Video gedreht wird: Im abgedunkelten Raum sind dank Schwarzlicht nur die weißen Handschuhe der Kinder zu sehen, die die mit Mehl bestäubten Trommeln schlagen. Julian Gossens: „Wir versprechen uns einen ähnlichen Effekt wie bei der Blue man group.“ Red

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