Drei Callcenter-Betrüger neppten Tausende

Krefeld. Das „Ja“ am Telefon und die Bestätigung der Kontonummer, mehr brauchten drei Krefelder Callcenter-Betrüger nicht, um tausenden Opfern Geld zu stehlen und sich damit ein luxuriöses Leben zu leisten.

Vor dem Landgericht Krefeld begann gestern das Verfahren gegen zwei führende Mitarbeiter des Callcenters, das nur ein Ziel kannte: Provisionen einzustreichen.

Der mutmaßliche Kopf der Bande, K. (30), nahm sich vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft das Leben. Marcel D. (25) und Andre H. (43) wollen sich heute umfassend zu den Vorwürfen äußern. D. war in dem Unternehmen, das an West- und Nordwall ansässig war, der Mann für die Technik. Der Informatiker sorgte dafür, dass die Callcenter-Agenten beständig mit den Daten von potenziellen Opfern gefüttert wurden. Und das klappte gut: Mit sogenannten „Negativverkäufen“ machten die Betrüger viel Geld. 700 000 Euro an Provisionszahlungen sollen geflossen sein.

Der „Negativverkauf“ funktionierte so: In den Gesprächsleitfäden für die Agenten war festgelegt worden, dass den angerufenen Personen der Eindruck vermittelt werden solle, dass diese bereits Kunden eines kostenpflichtigen Gewinnspieldienstes seien. Ihnen solle dann weiter suggeriert werden, dass für sie die Gelegenheit bestehe, diese Teilnahme zu beenden, wofür jedoch Voraussetzung sei, dass zunächst drei weitere Monate gespielt werde. Über 20 000 Angerufene ließen sich täuschen und zahlten den monatlichen Betrag von 49,90 Euro für einen imaginären Gewinnspieldienst.

Für die Motivation der Callcenter-Agenten und die Teamleitung war Andre H. zuständig. Er brachte zum Auftakt des Verfahrens seine Trauer um den Tod seines Mitangeklagten zum Ausdruck. „Es frisst mich auf, ich kann nicht schlafen“, sagte H. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren. Darauf hatten sich alle Beteiligten in einer Erörterung vor Prozessbeginn geeinigt. Für Marcel D. soll die Strafe nicht unter 30 Monaten liegen. Voraussetzung sei ein volles Geständnis der Angeklagten.

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