Adnan Harb Droht auch Harbs Familie die Abschiebung?

In einer Berliner Haftanstalt wartet Adnan Harb auf die Abschiebung. Auch die Familie ist davon bedroht.

Adnan Harb: Droht auch Harbs Familie die Abschiebung?
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Adnan Harbs Stimme klingt müde. Er wirkt in der Abschiebehaft in Berlin abgekämpft aber nicht verzweifelt. Wie berichtet, ist der 46-Jährige am vergangenen Donnerstag in der Ausländerbehörde am Hauptbahnhof von der Polizei festgenommen und anschließend auf richterlichen Beschluss nach Berlin gebracht worden. Das Abschiebedatum hat das Gericht auf den 15. Mai festgesetzt. Dann soll der gebürtige Libanese, der nur arabisch spricht, in die Türkei ausgeflogen werden.

Nun war es der WZ möglich, mit Harb zu sprechen. „Ich bin mit den Nerven fertig“, sagt er und fragt: „Warum will die Behörde in Krefeld mich und meine Familie fertig machen?“ Er glaube nicht mehr an die Demokratie und Gleichheit in Deutschland. „Das, was man uns antut, ist seelische und körperliche Misshandlung der schlimmsten Sorte.“ Er sei in Krefeld behandelt worden „wie ein Stück Dreck“, obwohl er sich nie etwas habe zuschulden kommen lassen. Harb hat vier Brüder in Berlin, die alle eine gültige Aufenthaltserlaubnis besitzen. Sie haben ihren Bruder in der Haftanstalt besucht und ihm einen Anwalt besorgt.

Er habe auch Kontakte zur libanesischen Botschaft, um von dort gültige Ausweispapiere zu erhalten. Er hofft, dass er, wenn er wirklich Deutschland verlassen müsse, nach Beirut und nicht in die Türkei abgeschoben würde. Befürchtungen, er würde sich das Leben nehmen, weist er zurück: „Ich werde kämpfen und will so schnell wie möglich zu meiner Familie in Krefeld zurück. Dafür bete ich inständig.“

Harb lebt seit 1985 in Krefeld. Er kam als Jugendlicher hierher, nachdem seine Eltern vor dem Bürgerkrieg im Libanon geflüchtet waren. Seine fünfköpfige Familie lebte erst in Linn und seit 2002 in einer stillen Seitenstraße in Uerdingen. Seine Frau Nawal, die er noch aus den Jahren in Beirut kenne, hat er hier geheiratet. Sie haben drei Kinder: Tochter Marua (17) geht noch zur Schule, die Söhne Amin (25) und der zwei Jahre jüngere Smail, der zurzeit in Fischeln eine Ausbildung als Lagerfacharbeiter absolviert. Danach hat ihm die Ausbildungsfirma ein unbefristetes Arbeitsverhältnis in Aussicht gestellt.

Alle vier aber werden nur geduldet, weil Marua noch nicht volljährig ist. Sie wird am 21. Dezember 18 Jahre alt. Dann droht auch ihnen die Abschiebung. Auch Nawal Harb ist verzweifelt. Aber die gläubige Muslima hat ihre Energie noch nicht verloren und will um ihren Mann und ihre Familie kämpfen. Nawal ist zutiefst von der Kälte der Ausländerbehörde Krefelds erschüttert. Nawal Harb hat mehrere Jahre als Vorarbeiterin bei einer Gebäudereinigungsfirma gearbeitet, ihr Mann war beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) angestellt und hat später als Lkw-Fahrer gearbeitet.

Seit 2006 leben sie im Duldungsstatus, der alle drei Monate verlängert werden muss. Kaum ein Arbeitgeber stellt solche Menschen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis ein. Das erfährt auch Sohn Amin täglich, der sich seit Jahren vergeblich um einen Ausbildungsplatz bewirbt.

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