Druck auf Zuhälter und Freier

Der Sperrbezirk wird nicht erweitert. Polizei und Stadt wollen den Straßenstrich aber unattraktiv machen.

Krefeld. Polizei und kommunaler Ordnungsdienst erhöhen den Druck am Straßenstrich: Nachdem in den vergangenen Monaten junge Osteuropäerinnen die Neue Ritterstraße zu einer beliebten Anlaufstelle bei Freiern gemacht haben, setzen die Ordnungshüter durch unpopuläre Maßnahmen darauf, dass der Treffpunkt zunehmend unattraktiv wird. Wie berichtet, stehen dort teilweise zehn junge Frauen. Anwohner sprechen von erheblichen Belästigungen und teilweise auch Bedrohungen durch Zuhälter.

Wolfgang Lindner von der Krefelder Polizei machte am Donnerstagabend im Ordnungsausschuss deutlich, dass Prostitution an dieser Stelle erlaubt sei, weil es sich nicht um den Sperrbezirk handele. Trotzdem nehme die Polizei dort nahezu täglich Frauen in Gewahrsam. Ihnen werde „übermäßige Straßenbenutzung“ unterstellt, weshalb man den Prostituierten Platzverweise erteile. „Denen kommen sie nicht nach, so dass wir sie dann bis zum Ende der Geschäftszeit — etwa 2 Uhr — mitnehmen“, so Lindner.

Das Ziel der Beamten: Den meist nur ein paar Meter entfernt stehenden Zuhältern das Geschäft kaputtzumachen, indem man ihnen ihr Geschäftskapital entzieht. „Wir wissen, dass wir letztlich die Falschen in die Zelle stecken, denn sie sind Opfer. Uns ist klar, warum die ,Vermittler’ der Frauen 70 000-Euro-Autos fahren. Nur beweisen können wir es ihnen nicht“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar, der davon ausgeht, dass die überwiegend 19 bis 22 Jahre alten Osteuropäerinnen zur Prostitution gezwungen werden. Aber auch das sei nicht belegbar, weil sich die jungen Frauen der Polizei nicht offenbarten: „Aus ihrer Heimat kennen sie es nicht, dass man sich vertrauensvoll an einen Polizeibeamten wenden kann.“

Der Straßenstrich Neue Ritterstraße werde in Internet-Rankings zunehmend als Tipp gehandelt. „Die Dienstleistung wird dort für 30 Euro angeboten“, schildert Lindner. Ziel der Polizei sei es, durch Kontrollen auch der Freier dafür zu sorgen, dass Krefeld im Internet-Ranking abrutsche.

Das hat auch der kommunale Ordnungsdienst vor Augen. Er überprüft dunkle Ecken, wo die Freier mit den Prostituierten hinfahren. Mit starken Taschenlampen leuchte man in die Wagen. Es seien auch schon Grundstücke, soweit sie der Stadt gehörten, abgesperrt worden, berichtete Ordnungsamtsleiter Georg Lieser. Die Stadtwerke hätten am Umspannwerk für mehr Beleuchtung gesorgt, damit dort nicht mehr verkehrt werde.

Die Diskussion im Ordnungsausschuss machte deutlich, dass eine Ausweitung des Sperrbezirks von der Bezirksregierung nicht genehmigt wird. „Dafür muss konkret das Jugendwohl gefährdet sein. Das ist hier nicht erkennbar“, sagte Lieser. Um die Sorgen und Nöte der Anlieger ernstzunehmen, soll auf Antrag der SPD und mit Initiative der Ordnungsausschuss-Vorsitzenden Heidrun Hillmann (CDU) im Januar ein Termin mit den betroffenen Anwohnern stattfinden.

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