Wochenkommentar Ein Stück liebenswerter Krefelder Geschichte

Das Kaffeehaus Schmitz soll abgerissen werden.

Unzählige Gesellschaften haben sich im Laufe der Zeit im Kaffeehaus Schmitz zu Beerdigungskaffees, Kommunions- und Hochzeitsfeiern oder zum abendlichen kühlen Bier im sommerlichen Biergarten unter den hohen Bäumen getroffen. Auch das Boule-Spiel hat von hier aus Krefeld erobert. Damit soll jetzt Schluss sein. Eines der ältesten Fachwerkhäuser in Krefeld ist verkauft und soll vier neuen Doppelhaushälften und fünf Reihenhäusern weichen.

Die Bauvoranfrage wurde positiv beschieden. Der Antrag auf Baumfällung und Abriss des Hauses liegt der Stadt bislang aber nicht vor. Vielleicht liegt das auch daran, dass ein aufmerksamer Bürger in den sozialen Medien auf den drohenden Verlust hingewiesen und die Öffentlichkeit damit wach gerüttelt hat. Schon häufiger sind in der Vergangenheit markante Wahrzeichen dieser Stadt, wie zuletzt noch das Morell-Haus an der Neusser Straße abgerissen worden, weil Bürger ebenso wie der Großteil der politischen Vertreter davon gar nichts oder erst zu spät mitbekommen haben.

Es stellt sich die Frage, wieso ein solches Ensemble nicht schon längst unter Denkmalschutz steht? Dass dort dringende bauliche Sanierungsmaßnahmen anstehen, wusste auch schon das vorherige Gastronomen-Ehepaar zu berichten. Ein Pächter alleine kann gar nicht so viel Geld investieren, wie es heutige Küchen- und energetische Standards erfordern. Und irgendwann steht dann ein privater Besitzer vor der Frage, sechsstellig zu investieren oder zu verkaufen. Was irgendwann nur noch zählt, ist die Rendite.

Ob der neue Eigentümer von seinem Abriss- und Neubaurecht Gebrauch macht oder nicht, hängt von den noch ausstehenden Genehmigungen und einer denkbaren nachträglichen Unterschutzstellung ab. Doch selbst wenn diesmal das Bauvorhaben scheitert. Ohne eine solide Perspektive für den jetzigen Eigentümer und eine umfassende energetische Modernisierung des Gebäudes wäre der Abriss nur aufgeschoben.

Wenn man diesen lange so geselligen Ort retten will, braucht es die Unterstützung und Initiative von der Stadt ebenso wie von den Bürgern, die dort auch künftig gerne verschiedene Anlässe feiern und im Sommer ein kühles Bier unter alten Bäumen trinken wollen. Nur so besteht die Chance, ein Stück liebenswerter Krefelder Geschichte diesmal zu retten.

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