Eine Gedenkminute für den alten Wasserturm

Vor 40 Jahren wurde das Wahrzeichen gesprengt. Es stand damals der neuen Kreuzung Gath/Gladbacher Straße im Weg.

Eine Gedenkminute für den alten Wasserturm
Foto: Rudolf Brass

Krefeld. Fünf gesetzte Herren in Frack, Melone und weißen Gamaschen verharren feierlich auf der Mittelinsel des Verkehrsknotens Obergath/Gladbacher Straße. Vor fast genau 40 Jahren, am 27. April 1974 gegen 17 Uhr, wurde das Wahrzeichen des Krefelder Südens, der 50 Meter hohe Wasserturm an der Gladbacher Straße, gesprengt. Mit einer Gedenkminute erinnern die Hinterhöfler daran. Erst jetzt, weil man das Datum im April schlicht vergessen hatte.

Eine Gedenkminute für den alten Wasserturm
Foto: Dirk Jochmann

Noch 1969 gab es Pläne, ein Aussichtscafé im Dach des nicht mehr genutzten Turms zu installieren. 76 Jahre hatte der Riese zuvor dort gestanden. Erbitterte Proteste der Bevölkerung waren vergeblich. Zehn Jahre nach der Sprengung setzten die damals sieben Hinterhöfler am 27. April symbolisch einen Grabstein auf, wo einst der Wasserturm stand. Dazu schrieben sie: „Wir wollen mit dieser Mahnung an Sünden der Vergangenheit alle Krefelder an die Verpflichtung erinnern, erhaltenswerte Bauwerke vor dem Schlimmsten zu bewahren — und sei es vor der Verwaltung.“ Den Stein, allerdings ohne Inschrift, gibt es noch heute.

Sprengmeister Helmut Roller drückte vor rund 40 Jahren auf den Knopf, der alles zerstörte. Der Turm musste den Verkehrsplanern der Verwaltung weichen. Mit dem Ausbau von Ober- und Untergath als Zubringer zur 1972 eröffneten Autobahn A 57 wurde für die Kreuzung Gath/Gladbacher-/Heideck-/Oberschlesien-/Spinnereistraße ein riesiger neuer Knoten geplant. Der Turm war im Weg.

Heute ist dieser Bereich mit durchschnittlich 52 000 Fahrzeugen pro Tag eine der meist befahrenen Strecken der Stadt. Und der Wasserturm ist nach wie vor Bestandteil im Seiten-Kopf der Homepage des Bürgervereins Süd-West mit seinem Vorsitzenden Bernd Albrecht. Bei facebook gibt es eine Erinnerungsseite für den Turm.

Die Ulktruppe Hinterhöfler bildete sich beim 1. Hinter(n)hofball 1973 an der Lehmheide 5. Musikalisch eng verbunden waren die Frack- und Melonenträger mit den Skyriders und der Schmackes Brass Band. Sie machten unter anderem mit dem ersten Kappesfest 1990 bei Herbst Pitt und danach bis heute im Nordbezirk Furore. 2008 montierten sie in aller Frühe an Altweiber auf dem Bismarcksockel am Bismarckplatz Heringsgräten als Symbol für ein „Katerfrühstück“.

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