Selbstversuch Eskimorolle: Auf den Hüftschwung kommt es an

WZ-Volontärin Lisa Krekel wagt sich an die Eskimorolle — und scheitert.

Selbstversuch: Eskimorolle: Auf den Hüftschwung kommt es an
Foto: Marc Mocnik

Krefeld. Prustend und schniefend tauche ich aus dem Rhein auf. Wasser rinnt mir in die Augen, das Make-up läuft mir das Gesicht runter. Aber immerhin bin ich wieder aufgetaucht, wenn auch dank fremder Hilfe. Klaus Diederich (53) hat mich mit einem kräftigen Ruck wieder zurück an die Wasseroberfläche gezogen. Meine Beine stecken fest verpackt unter einer Spritzdecke in einem Kajak, denn ich habe es mir heute zur Aufgabe gemacht, die sogenannte Eskimorolle zu lernen. Und das ist gar nicht so einfach.

Die Eskimorolle ist die Grundlage, um ein gekentertes Kajak — ein Einmann-Paddelboot — wieder aufzurichten. Wer diese Übung nicht beherrscht, muss, nachdem er kopfüber gefahren ist, wieder an Land, um dort erneut auf festem Grund in das Boot zu steigen. „Im Normalfall braucht man eine Wintersaison im Schwimmbad, um das Eskimotieren zu lernen“, warnt mich Klaus vor, der die Leitung der Kanuabteilung des SC Bayer 05 Uerdingen innehat. „Mit einem Versuch wirst du es wohl nicht schaffen.“ Und er soll Recht behalten.

Bevor es aufs Wasser geht, bekomme ich noch eine technische Einführung. Bekleidet mit Neoprenanzug, Wasserschuhen und einer Schwimmweste für die Sicherheit, stehe ich am Rheinufer vor dem Vereinsgebäude an der Bataverstraße und versuche, den Erklärungen des erfahrenen Kanuten zu folgen: „Auf den Hüftschwung kommt es an. Das Paddel liegt parallel außen am Kajak, dann lässt man sich seitlich ins Wasser gleiten. Um wieder hochzukommen, muss das Paddel unter Wasser nach außen gedreht werden, um Stützkraft aufzubauen. Wichtig ist, zuerst die Hüfte abzuknicken und dann den Oberkörper nachzuziehen.“ So weit, so gut.

Der Leiter der Kanuabteilung paddelt seit seinem 14. Lebensjahr, 2016 blickt er auf 40 Jahre Wassersport zurück. „Für mich liegt der Reiz darin, draußen Sport zu machen. Auch wenn es kitschig klingt, für mich ist es das schönste Gefühl, im Herbst auf dem glatten Rhein den Sonnenuntergang hinter der Uerdinger Brücke zu beobachten.“

Für mich geht es jetzt unter den Augen von rund zehn neugierigen Ferienkindern zum ersten Mal in das Paddelboot. Das Einsteigen klappt schon mal — wenn auch wenig elegant. Klaus steht hüfttief im Wasser neben mir und erläutert den ersten Schritt: „Versuch erst mal ohne Paddel wieder aufzutauchen. Deine Hände legst du einfach links an das Boot und lässt dich fallen. Ich pack dich dann und du versuchst, dich aus eigener Kraft hochzuziehen.“ Mutig lasse ich mich fallen und schaffe es auch tatsächlich, wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen. Allerdings nur mit schwungvoller Unterstützung von Klaus. Die Hüfte abzuknicken, ist gar nicht so einfach. Ich bin doch unbeweglicher, als ich gedacht hätte.

Die Kanu-Abteilung des SC Bayer hat rund 220 Mitglieder, davon sind 100 aktiv. Die Altersspanne reicht dabei von acht bis 82 Jahre. Einzige Voraussetzung, um den Sport auszuüben: Man muss schwimmen können. Mitzubringen sind außerdem Wechselklamotten. Der Verein stellt den Kindern die Ausrüstung zur Verfügung, Erwachsene sollten sich nach einem Jahr eigenes Equipment zulegen.

Nach einigen gescheiterten Versuchen gebe ich schließlich erschöpft auf. Die Eskimorolle mit dem Paddel wollte mir so gar nicht gelingen, zum Glück hat mich Klaus immer wieder aus den Fluten des Rheins gezogen. Den Ferienkindern habe ich durch mein wildes Gerudere mit dem Armen auf jeden Fall einige Lacher beschert.

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