Familie Dautermann: Vier Jahre Wohnen im alten Pfarrhaus

Jetzt steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Krefeld. Der Antrag wurde positiv beschieden: Das Haus an der Drießendorfer Straße 88 wurde in der vergangenen Sitzung des Denkmalausschusses in die Denkmalliste aufgenommen. Bewohner des genau 100 Jahre alten ehemaligen Pfarrershauses ist die Familie Dautermann. Sie haben das Haus vor vier Jahren gekauft: „Wir sind erst jetzt dazu gekommen, den Antrag zustellen“, sagt der Pater familias, Dr. Christoph Dautermann.

Der Historiker arbeitet als Vize am Museum Burg Linn. Seine Frau Antonia Dautermann-Hargitai stammt aus Ungarn, sie ist vielbeschäftigte Dolmetscherin für Ungarisch, Englisch und Deutsch. Die Kinder Clemens (10) und Flora (8) gehen noch zur Schule — und oben im Haus wohnt die ungarische Großmutter. „Wir wollten immer ein Haus für drei Generationen“, sagt Antonia Dautermann, „und als wir dieses gesehen haben, haben wir uns gleich verliebt.“

Und dann war eine Menge zu tun: Die Dautermanns haben vor allem den ursprünglichen Charakter des Hauses wiederhergestellt. Denn es war als Pfarrhaus konzipiert und ist im Laufe der Jahrzehnte mehrfach auf einfache Weise an die Wünsche der Pfarrersfamilien angepasst worden. Jetzt entspricht die Aufteilung der Räume wieder dem ursprünglichen Grundriss — viele Zwischenwände wurden entfernt. „Die Kinder haben sich bei dem allerersten Anschauen gleich die Räume als Kinderzimmer gewünscht, die auch in den Bauzeichnungen so vorgesehen sind“, sagt Dautermann. Die Küche im Erdgeschoss wurde von zwei Rigips-Wänden befreit, und auch der Terrazzo-Boden aus der Bauzeit kam wieder zum Vorschein.

Im Treppenhaus haben die Dautermanns die vom Architekten Karl Schulz zentral positionierte Eichentreppe von allem Zusätzlichen befreit. So ist das Geländer, gestaltet mit senkrechten Stäben und filigranen Andreaskreuzen, wieder Mittelpunkt nach dem Eintreten in das Haus. Die Kachelöfen funktionieren wieder und im Flur sieht man auf dem Boden das Schachbrettmuster. Der Architekt hat viele Einbauschränke vorgesehen; in den Kinderzimmern befinden sie sich in den Ecken, im Elternschlafraum nehmen sie eine ganze Wand ein.

Den schlichten Charme — üppige Deko an der Fassade hat die Gemeinde gestrichen — ergänzen die Dautermanns mit speziellem Mobiliar. „Ich sammele Stücke aus der Zeit des Jugendstils“, sagt Antonia Dautermann. Und so stehen hier neben dem einen oder anderen Fund vom Flohmarkt vor allem Erbstücke des Jugendstils aus Ungarn.

Zu dem Umbau des Hauses gibt es natürlich auch Anekdoten: Zu einem Schrank im ehemaligen Konfirmandenzimmer fehlte der Schlüssel, und als endlich einer gefunden wurde, war drinnen leider alles schimmelig. Und das Sofa der Großmutter passte nicht durch die Tür: Der Schwiegersohn sägte ein Bein ab und leimte es nachher wieder an.

Auch Clemens hat viel beim Umbau geholfen. Sein Fazit: „Es ist toll, dass das Haus so groß ist!“

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