Fichtenhain: Werkstätten des Landschaftsverbands ziehen um

Aus Fichtenhain zieht eine Einrichtung der Jugendhilfe nach St. Tönis.

Krefeld. Hunderte von Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die aus verschiedenen Gründen einen besonderen Förderbedarf benötigen, hatten in Fichtenhain ihr zweites Zuhause. Dort gibt es schon seit 1906 Wohngruppen und Werkstätten des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). In den 60er Jahren wurden dort über 200 junge Menschen betreut, ihnen wurde damit eine Perspektive ermöglicht. Bald verabschiedet sich der LVR aber ganz aus Krefeld. Nach den Wohngruppen werden jetzt die Werkstätten aufgelöst und am St. Töniser Tempelsweg neu entstehen.

„Schon Ende der 80er Jahre haben wir mit der Dezentralisierung der Wohngruppen begonnen“, sagt Sabine Kaul, die die LVR-Jugendhilfeeinrichtung auch am neuen Standort leiten wird. Vor kurzem hatte die letzte von derzeit 13 Wohngruppen (mit insgesamt 87 Bewohnern) Fichtenhain verlassen und in der Hüserheide in Vorst ein geräumiges Doppelhaus bezogen. Weitere Wohngruppen sind unter anderem in Oppum, Kempen, Willich und Viersen.

„Wir möchten mit unseren jungen Leuten näher an die Menschen heranrücken“, ergänzt die Leiterin, dass dies jetzt auch auf die neuen Werkstätten zuträfe, zumal sie an einem Gewerbegebiet lägen. Und Sabine Kaul hofft neben guten nachbarlichen Beziehungen, „dass die Firmen den einen oder anderen Praktikumsplatz anbieten, unsere jungen Menschen dadurch kennenlernen und ihnen vielleicht später eine Ausbildung ermöglichen“.

Der LVR hatte schon früh eine fast 10 000 Quadratmeter große Fläche am Tempelsweg erworben. Darunter die Hallen und Verwaltungsräume des früher dort angesiedelten Unternehmens „HealthCare“. Benötigt werden sie für die sechs Werkbereiche Schreinerei, Schlosserei, Schweißerei, Malerei, mobile Werkstatt und für die Hauswirtschaft. Von der Stadt wurde das direkt benachbarte Areal für die eigene Gärtnerei gekauft. Die Gewächshäuser und der große Geräteschuppen stehen bereits; Klaudius Piosek und Kathrin Bender haben mit ihrer jungen Gartenkolonne mit der Arrondierung des Geländes begonnen.

„Hier war vieles super in Schuss, trotzdem gab es noch jede Menge zu tun“, erinnert Sabine Kaul zum Beispiel an die hohen Brandschutzauflagen, die erfüllt werden mussten. Sie zeigt gerade in der eigenen Förderschule die hellen Klassenräume, in denen die Jugendlichen in kleinen Gruppen fit für die Schul- oder Berufsausbildung gemacht werden.

War es nicht ein wenig schmerzhaft, Fichtenhain zu verlassen? Sabine Kaul entgegnet: „Sicher waren wir erst sehr traurig, aber die optimale Immobilie in St. Tönis hat uns dann wieder versöhnt.“

Bis zur offiziellen Eröffnung am 27. September ist noch jede Menge auch für den pädagogischen Bereichsleiter für die Werkstätten, Ludwig Jöcken, zu tun. Der 61-Jährige arbeitet seit 33 Jahren für den LVR und leitet eine Außen-Wohngruppe in Kempen.

Tatkräftig unterstützt wird er von vielen seiner Kollegen, so unter anderem von Schreinermeister Heinrich Neuhofs oder Malermeisterin Iris Bastian. Auch Erzieher Willi Hild (60) hat mit seinen Jungs (und einigen Mädchen) kräftig mit angepackt: „So haben wir zum Beispiel den Laminatboden selbst verlegt.“ Natürlich sind derzeit auch externe Handwerker damit beschäftigt, den Einweihungstermin einzuhalten. Man ist im Zeitplan, auch wenn es derzeit noch Probleme mit der Dichtigkeit des Estrichs gibt.

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