Flüchtlingsunterkünfte Forstwalder protestieren gegen Traglufthallen auf Kasernengelände

Im Landschaftsbeirat wurde der Zeitplan für die Nutzung des Kasernengeländes skizziert.

Flüchtlingsunterkünfte: Forstwalder protestieren gegen Traglufthallen auf Kasernengelände
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Bezirksregierung sucht händeringend Unterkünfte für Flüchtlinge. Auf dem ehemaligen Kasernengelände im Forstwald könnten Traglufthallen aufgebaut werden — für 1000 Menschen. Die Bezirksregierung lege sich jedoch auf keine Zahl fest, berichtete Heinz-Albert Schmitz im Landschaftsbeirat. Dessen Mitglieder befassten sich mit dem Thema, weil die 36 000 Quadratmeter große Fläche im Außenbereich liegt. Für knapp 100 Pyramidenpappeln, wichtiges Brutgebiet für eine Starenkolonie, muss ein Ausgleich geschaffen werden.

Der Plan für die Flüchtlingsunterbringung: Bis Jahresende werden die Bäume gefällt, Pflanzen entsorgt, Anfang Januar die seit 15 Jahren verfallenden Gebäude abgerissen. Auch dabei werde darauf geachtet, welche Tiere sich dort angesiedelt hätten, betont Heino Thies vom städtischen Fachbereich Grünflächen. Anfang März könnten dann die Traglufthallen aufgebaut werden.

Genehmigt wird das Projekt nicht von der Stadt, sondern von der Bezirksregierung, die das Gelände vom Bund angemietet hat. „Sie entscheidet, ob das gemacht wird oder nicht“, sagt Krefelds Dezernent Thomas Visser. „Die Stadt ist nur für den Artenschutz zuständig“, ergänzt Thies.

Die Stadt sieht das Projekt kritisch. Nicht nur, dass 1000 Flüchtlinge auf rund 3600 Einwohner eine Menge seien. Dem Stadtteil fehle die Infrastruktur: kaum Busverbindungen, eine Zugverbindung zum Hauptbahnhof, wenig Einkaufs- und kaum öffentliche Begegnungsmöglichkeiten. „Man kann die Menschen ja nicht da abladen, sie einmal am Tage versorgen und erwarten, dass sie da glücklich sind“, sagt Visser. „Man muss sie mit Sprache, Wissen und Kontakten füttern, damit Integration funktioniert.“

Im Beirat schildert Visser, dass der Druck auf die Stadt „unermesslich hoch“ sei. Morgens klingele das Telefon, abends stiegen 150 Menschen aus drei Bussen, „und da gibt es Null Diskussion“. Fakt sei: „Wir wissen noch nicht, wo die Flüchtlinge, die jetzt kommen, am Ende dieser Woche leben werden.“ Die langjährige Erfahrung, dass im Winter weniger kämen, gelte derzeit nicht. Die Folge: „Die Halle an der Glockenspitz bleibt belegt.“ Und: „Die faktische Entwicklung läuft weiter, ungeachtet der Sitzungstermine.“

Kritik an dem Verfahren gibt es im Landschaftsbeirat nicht. Paul Nothers formuliert das so: „Die Pyramidenpappeln in allen Ehren, aber das andere geht vor. Und die Stare können auch ein anderes Quartier finden.“

Der Vorstand des Forstwalder Bürgervereins sieht die Unterbringung der Flüchtlinge kritisch. In einer außerordentlichen Sitzung beschloss der Vorstand am Dienstagabend, Regierungspräsidentin Anne Lütkes zeitnah zu einem Termin einzuladen. Das Schreiben wird der stellvertretende Vorsitzende Dieter Dückers abschicken. Bisher liege eine Zusage der Bezirksregierung vor, „ortsnah“ zu informieren. „Von ,zeitnah’ ist da keine Rede“, sagt Dückers.

Schriftführer Michael Roder ist wichtig, dass die Forstwalder Bürger nicht in eine Ecke gestellt werden. „Wir stehen hier nicht freudestrahlend und sagen: Wir schaffen das.“ Unglücklich sei man, weil man nicht in die Entscheidung eingebunden worden sei. „Wir wollen, dass man uns ins Boot holt. Wir kennen uns vor Ort aus, wir sind die kompetenten Gesprächspartner.“

Oberbürgermeister Frank Meyer betonte am Donnerstag, dass Regierungspräsidentin Lütkes für die Information über die Landeseinrichtung im Forstwald zuständig sei. In Bezug auf die Traglufthallen in Traar und Hüls sei das anders: „Das sind städtische Unterkünfte. Hier werden wir zeitnah das Gespräch mit den Bürgern suchen.“

Die Forstwalder entlassen die Stadt aber nicht aus der Verantwortung: Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung hat am Donnerstag eine Sondersitzung des Gremiums beantragt.

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