Erinnerung Gedenkstein für vermissten Christian

Für den in Neuseeland spurlos verschwundenen 19-Jährigen hat die Familie einen Ort der Erinnerung an der Musikschule geschaffen.

Krefeld. Die Erinnerungen an ihn werden nie aus ihren Köpfen verschwinden. Sie können Foto-Alben durchblättern, um sein Gesicht noch einmal zu sehen. Filme anschauen, um seine Stimme zu hören. Aber sie werden nie an einem Grab ein stilles Gebet für ihn sprechen können. Christian Prehn bleibt verschwunden. Die Spur des damals 19-Jährigen verliert sich auf seiner für ein Jahr geplanten Neuseeland-Reise 2014 in einem Nationalpark.

Ein Ort der Erinnerung und des Andenkens war ein inniger Wunsch der Familie des jungen Krefelders. „Die spirituelle Verbindung zu Christian sollte auch einen materiellen Ort haben“, so Christians Vater Jens Uwe Prehn. Ein für seinen Sohn besonderer Ort war die Musikschule. Als Saxofonist nahm Christian Prehn sehr erfolgreich an „Jugend musiziert“ teil.

Für ihn sei die Musikschule ein „zweites Zuhause“ gewesen, sagen seine Angehörigen, für die ein Gedenken in der Nähe deshalb am besten geeignet schien. Eine Idee, die der Leiter der Musikschule, Ralph Schürmanns, gerne aufgriff.

Und tatsächlich gibt es nun im Garten dieses zweiten Heims, an dem er sein Talent fördern und ausleben konnte, einen Platz des Gedenkens. Auf der kleinen Insel, auf der der Neubau der Musikschule steht, pflanzten Mitarbeiter des Grünflächenamtes einen „Lebkuchenbaum“ (Cercidiphyllum japonicum), neben dem der Stein mit der Erinnerungsplakette seinen Platz gefunden hat. Am vergangenen Dienstag, Christians Geburtstag, gab es eine kleine Gedenkfeier im kleinsten Familien- und Musikschulkreis. „Ein würdiger Rahmen für den Abschluss der Aktionen um die Suche nach Christian am ,Mount Travers’ in den neuseeländischen Alpen“, sagt Christians Vater.

Die Idee für den Krefelder Gedenkstein war schon bei der Neuseeland-Reise der Familie im Februar dieses Jahres entstanden, als in einer zweiten großen Suchaktion alles versucht wurde, um Christians Schicksal zu klären. Bei der ersten fieberhaften Suche nach dem Verschwinden des 19-Jährigen hatten die Rettungskräfte im Nelson-Lakes-Nationalpark lediglich seinen Rucksack mit ein paar Habseligkeiten gefunden.

Damals vermutete man, dass der junge Mann einen Hang hinabgestürzt war. Doch nach einigen Tagen mit extrem schlechten Wetter hatten die Helfer aufgegeben.

Mit Hilfe von Spenden, die im März 2014 von Krefelder Schulen, Tennisvereinen, Krefeld Pinguinen und Fans, der Musikschule und vielen Privatmenschen kamen, hatten Christians Eltern Martina und Jens Uwe und sein Bruder Tobias Prehn die zweite Suchaktion mit 20 Ehrenamtlichen der Search- and Rescue-Teams gestartet. Mit dem Geld wurden die erforderlichen Helikopter-Flüge bezahlt. Zwei Tage lang versuchten die Helfer alles — aber für die Familie gab es eine schwere Enttäuschung. Nicht der kleinste Hinweis auf Christians Verbleiben konnte gefunden werden. Keine Ausrüstung, keine weiteren Habseligkeiten, nichts. Es bleibt die Ungewissheit.

Ein Bild wird die Familie nun jedes Jahr von einem Baum bekommen, der im Nationalpark von ihr gepflanzt wurde. Ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde will das Wachsen der Gebirgs-Blatteibe (Phyllocladus alpinus) dokumentieren, neben der ebenfalls ein Gedenkstein mit einer Plakette und einem Foto des vermissten Krefelders niedergelegt wurde.

Die Familie ist weiterhin dankbar für die Anteilnahme und „sehr berührt und beeindruckt“ von der „enormen Hilfsbereitschaft“ der Krefelder, die die Suchaktionen unterstützt haben. „Da — trotz des enormen Aufwandes — dabei nicht der gesamte Spendenbetrag verbraucht wurde, hat sich die Familie entschlossen, den verbleibenden Rest zurückzugeben“, sagt Jens Uwe Prehn. Anteilmäßig gehe das Geld an die diversen Großspender, um so deren Jugendkassen beziehungsweise andere gute Zwecke zu unterstützen.

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