Gestaltungskonzept soll Krefelds Innenstadt "entrümpeln"

Prof. Nicolas Beucker stellt die ersten Ergebnisse seiner Arbeit vor. Er arbeitet an einem Gestaltungsleitfaden.

Krefeld. Krefeld hat viele schöne Häuser, Geschäfte und Plätze in der Innenstadt. Doch die werden in so manchen Fällen verschandelt durch grelle, plakative Außenwerbung, eintönige Warenständer vor den Läden, hässliche Seiten- oder Rückwände, Schmierereien an den Häuserfronten und wild angeordnetes, unterschiedliches Straßenmobiliar. Das soll sich ändern.

Mit Hilfe eines neuen Gestaltungskonzeptes will ein Design-Professor der Hochschule Niederrhein in der Innenstadt aufräumen. „Wir wollen so die Attraktivität der Stadt, als auch die Identifikation der Krefelder mit ihr steigern“, sagt Ulrich Cloos, Fachbereichsleiter Marketing und Stadtentwicklung. Der stellte am Montag gemeinsam mit Prof. Nicolas Beucker und Stadtplaner Norbert Hudde die Ergebnisse der bisherigen Arbeit vor.

Seit mehreren Monaten arbeitet das beauftragte Kompetenzzentrum Social Design der Hochschule Niederrhein zusammen mit der Stadtverwaltung an dem neuen Gestaltungskonzept. Prof. Beucker spricht von einem Leitfaden, der zukünftig Hauseigentümern, Einzelhändlern, Gastronomen, aber ebenso auch der Stadtverwaltung Orientierung bei der Gestaltung des öffentlichen Raums geben soll.

Dazu hat der Designer zunächst gemeinsam mit den zwei Studentinnen Anna Lührmann und Monika Zurnatzis die Straßenzüge Haus für Haus fotografiert, vorherige Gutachten studiert und dann in Workshops und Interviews mit zahlreichen Anliegern und Interessensgruppen- und verbänden über deren Wünsche und Bedürfnisse gesprochen.

„Vier Bereiche werden danach besonders hervor gehoben“, erklärt Beucker. Es sind das Königsviertel (rund um die Königstraße), die Einkaufsache (Rhein-, Hoch- und Neusser Straße), das unterschätzte Hansa-Viertel (zwischen Südwall und Hansa-Centrum) sowie das Innenstadtquartier innerhalb der Wälle.

„In all den Bereichen gibt es besondere, attraktive Merkmale, die zu verdichten wünschenswert wären“, sagt Beucker. Das Königsviertel sei geprägt durch moderne Architektur (Behnisch-Haus), gehobene Geschäfte und hochwertiges, einladendes Mobiliar (siehe Gastronomie rund um den Stadtmarkt). Gestaltungsbedarf sieht er hier unter anderem beim Torbogen an UdU, der als Eingang zu diesem Quartier bisher nicht glänze und einladend wirke.

Als Besonderheit der Einkaufsache hätten sich inhabergeführte Geschäfte sowie markante Architektur (wie das Gebäude von Thalia) herausgestellt. „Dieser Wertigkeit darf die Stadt nicht absumpen lassen, sondern muss sie im Gegenteil weiter aufwerten.“

Die Gastfreundschaft und das bunte Leben im Hansa-Viertel ist nach Ansicht des fachmännischen Betrachters noch nicht richtig integriert. Zwar lädt der neu gestaltete Platz vor Saturn erfreulicherweise ein zum Verweilen, doch schon ein Stückchen weiter verjage die nicht schäbige Rückfront eines Discounters die Besucher.

Kritisch werde es auch dort, wo parzellierte Geschäftsräume mit unterschiedlicher greller Außenwerbung die schöne Architektur der Gebäude völlig verdrängen.

„Bei den Gesprächen ist deutlich geworden, dass die Bürger ihre Stadt mitgestalten wollen“, fasst Beucker zusammen. Deshalb soll es auch keine starre Satzung künftig geben, sondern einen Leitfaden, der den unterschiedlichen Quartieren gerecht wird. Bis Mitte März will Beucker mit der Ausarbeitung seiner Vorschläge fertig sein. „Das Ergebnis wollen wir noch vor den Sommerferien dem Rat vorlegen“, erklärt Hudde.

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