Händlern brechen die Umsätze ein

Einige Geschäftsleute am Ostwall haben bereits das Handtuch werfen müssen.

Krefeld. Bernd Schneider findet die Planungen für den neuen Haltestellenbereich am Ostwall/Rheinstraße „großartig“. Die Ausführung hingegen ordnet der neue Inhaber des Kioskes am Ostwall in Hausnummer 166 eher im Bereich „katastrophal“ ein. Wie ihm geht es auch vielen anderen Ladenbetreibern. Durchweg klagen sie über teilweise dramatisch sinkende Umsatzzahlen seit der Übergang an der Rheinstraße geschlossen ist.

Melanie Kemmer, Inhaberin des Linner Backhauses, bangt auf der östlichen Seite des Ostwalls um ihre Existenz. „Ich bin einfach mit den Nerven am Ende“, sagt sie. Eine Vollzeitstelle musste sie streichen, Öffnungszeiten verringern. Samstags ist ganz geschlossen. Rund 40 Prozent weniger setzt sie um. „Ich halte durch, solange es geht“, sagt sie, aber nunmehr „geht es erneut an meine Reserven.“ Dankbar ist sie ihren Stammkunden, die ihr die Treue halten.

Händlern brechen die Umsätze ein
Foto: Andreas Bischof

Tote Hose auch nebenan im Kiosk von Walter Zell in den Sparkassen-Arkaden. Mitarbeiterin Margret Wernike meint: „Der Umsatz ist ohnehin stark zurückgegangen. Aber nach der Schließung des Überwegs kommen auch keine Kunden von Primark mehr hierher.“

„Ich überlege, ob ich gegen die Stadt klagen soll“, schimpft Bernd Mohren, der auf der westlichen Seite in Nummer 152 „Mr. Baker“ betreibt. Er sei dort schon im elften Jahr vertreten, jetzt aber müsse er „mit massiven Umsatzeinbrüchen leben“. Um mindestens zwei Drittel weniger klingeln in seinem Backhaus die Kassen. „Ich versuche, zu überleben, ob es gelingt, weiß ich nicht.“ In diesem Bereich wird derzeit an den Bürgersteigen gebaut. „Versprochen hat man uns, dass sie im September fertig sind“, klagt Mohren, „aber das wird wohl eher Weihnachten.“

Ende November will Mohammed Almohammed seinen Ostwall-Döner aufgeben. „Es lohnt sich nicht mehr. Ich habe ungefähr den halben Umsatz verloren. Und mit der Sperrung des Überwegs ist es noch schlimmer geworden. Ich bin gezwungen aufzugeben.“ An Hartz IV denkt er aber nicht: „Ich werde da eine andere Lösung finden.“

Bereits geschlossen hat die Schwanen-Apotheke in Nummer 146 sowie das Bekleidungsgeschäft daneben. Ebenfalls die Türen schließen wird 200 Meter weiter der Kiosk am Ostwall/Ecke Dreikönigenstraße. Bereits aufgegeben hat Kiosk-Inhaber Frank Schoop neben der Bäckerei Sommer, wo die Mitarbeiterin ebenfalls Umsatzrückgänge von rund 50 Prozent beklagt. Kiosk-Nachfolger Bernd Schneider will bis nächstes Jahr durchhalten, auch wenn die Umsätze „steil nach unten gegangen sind“. Mit der neuen Haltestelle werde es, so hofft er, „besser laufen als zuvor.“

Als „nicht so schlimm wie befürchtet“, sieht Carsten Mennenöh vom gleichnamigen Buchladen auf der Rheinstraße seine Lage. Einbußen durch die Baustelle hätten die provisorischen SWK-Haltestellen vor seiner Tür annähernd wettgemacht. Auch bei ihm mache sich aber der gesperrte Überweg negativ bemerkbar. Und wie sein Weihnachtsgeschäft ausfalle, wolle er jetzt noch nicht kommentieren.

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