Hagel: „Die Erdbeerernte ist hinüber“

Allein die Landwirtschaft am Niederrhein erleidet Schäden in zweistelliger Millionenhöhe. Minister Uhlenberg prüft Soforthilfen.

Krefeld. Das Hagel-Unwetter dauerte nur ein knappe halbe Stunde, doch die Folgen sind verheerend. "Die ganze Erdbeerernte im Krefelder Süden bis tief in den Niederrhein hinein ist so hinüber, dass man die Felder nur noch häckseln kann", sagt Klaus-Michael Wessler, Gartenbau-Experte der Landwirtschaftskammer NRW. Anbauflächen von insgesamt mehr als 150 Hektar, das sind mehr als anderthalb Quadratkilometer, seien durch den Hagel zerstört worden.

Für viele auf Erdbeeranbau spezialisierte Betriebe sieht Wessler "existenzbedrohende Schwierigkeiten". Grund: Diese Betriebe müssen ihren Lebensunterhalt für das ganze Jahr aus den Einkünften des Saisongeschäfts bestreiten. Wessler: "Jetzt ist die Ernte weg, es kommt kein Geld rein - und die Leute haben noch das Problem, dass sie mit den Erntehelfern Arbeitsverträge geschlossen haben, die sie nun erfüllen müssen."

Stark getroffen sind auch die Gemüse- und Obstanbauer. "Die Rübenernte im Krefelder Süden ist für die meisten Landwirte gelaufen" sagt Wessler. "Da ist alles kaputt. Und zum erneuten Anpflanzen ist es schon zu spät." Auch bei Salat, Kohlrabi und vor allem Blumenkohl seien die Schäden teilweise "verheerend".

Bei Obstanbauern im Mönchengladbacher Raum seien durch die Hagelkörner nicht nur die jungen Früchte beschädigt, sondern teilweise auch das Holz der Stämme und Äste. Wessler: "Dadurch steigt die Gefahr einer Infektion der Bäume durch Pilzsporen oder Bakterien." Insgesamt beziffert Wessler allein die Ertragsausfälle im Raum Krefeld auf einen "sicherlich zweistelligen Millionenbetrag".

NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU) hat bereits Kontakt zur Landwirtschaftskammer NRW aufgenommen und lässt sich laufend über die Schäden informieren. Darüber hinaus werden im Ministerium Möglichkeiten der Unterstützung für die betroffenen Landwirte geprüft. "Wir sind bereit, auch unkonventionelle Hilfe zu leisten", sagte der Minister Freitag unserer Zeitung.

Eine böse Überraschung bereitete der von 5.45 bis 6.15 Uhr dauernde Hagelschauer unzähligen Auto- und Hausbesitzern. "Als ich heute morgen zur Arbeit fahren wollte, war mein fast noch neuer VW Fox stark beschädigt", klagt etwa Dennis Berg (28) aus dem Krefelder Stadtteil Oppum. "Die Windschutzscheibe war an drei Stellen gesplittert, und die Stoßstange durchlöchert."

Im Krefelder Zoo wurde das Tropenhaus stark beschädigt, neun Flamingos und zwei Enten starben. "Das sieht aus, als ob da jemand mit einem Maschinengewehr reingeschossen hätte", beschreibt Zoo-Sprecherin Petra Schwinn die Schäden.

Selbst die Helfer der Krefelder Feuerwehr mussten dem schweren Hagel-Unwetter Tribut zollen: Auf dem Weg zum Einsatzfahrzeug wurde ein Feuerwehrmann von einem großen Hagelkorn so heftig an der Schulter getroffen, dass das Gelenk geprellt war und der Mann zur Behandlung ins Krankenhaus musste.

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