Hauptfriedhof: Krematorium zu verkaufen

Die Verwaltung sucht nach anderen Verwendungsmöglichkeiten. Eine Sanierung ist zu teuer.

Krefeld. Im Jahr 2011 wurden in Krefeld 2207 Verstorbene bestattet — 1082 von ihnen in Särgen und 1125 in Urnen. Aber obwohl der Anteil der Urnenbestattungen damit bei 51 Prozent lag, wurde in Krefeld kein einziger Leichnam verbrannt; das Krematorium ist seit Oktober 2010 geschlossen. Einsickerndes Grundwasser verhindert den Betrieb der Ofenanlage.

Theoretisch hätte die Verwaltung zwei Möglichkeiten dieses Problem zu lösen: Wände, die das Grundwasser zurückstauen oder Brunnen, die den Pegel des Grundwassers senken. Praktisch jedoch sind beide Varianten nicht umsetzbar — zu teuer. Die Stadt Krefeld wäre gezwungen, die Baukosten auf die Preise für die Einäscherungen umzulegen, die dadurch vermutlich auf mindestens 500 Euro pro Leichnam steigen würden. Und damit wäre das Krefelder Krematorium nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber dem Umland.

Die Verwaltung hat daher längst beschlossen, künftig nicht mehr als Betreiber der Verbrennungsstätte zu fungieren. Trotzdem beteuert Pressesprecher Timo Bauermeister, dass die Stadt noch immer „Möglichkeiten zur weiteren Verwendung“ prüfe: Denkbar seien entweder ein privater Betreiber für das Krematorium oder eine anderweitige Nutzung des Gebäudes.

Beides jedoch scheint unwahrscheinlich. Auch ein privater Betreiber müsste zwischen 160 000 und 380 000 Euro investieren, um das Grundwasser aus dem Krematorium zurückzudrängen und eine anderweitige Nutzung wäre nur eingeschränkt möglich, da das Gebäude denkmalgeschützt ist und auf einem Friedhof steht.

Hinzu kommt, dass sich die Krefelder Bestatter längst umorientiert haben. Die meisten von ihnen lassen ihre Verstorbenen in Willich einäschern. Das kommerziell betriebene Krematorium stellt für jeden zu verbrennenden Leichnam 390 Euro in Rechnung. Geschäftsführer Stefan van Dorsser schätzt, dass jährlich etwa 1000 Verstorbene aus Krefeld eingeäschert werden und „fast alle“ Krefelder Bestatter zu seinen Kunden gehören.

Das Bestattungsinstitut Broeckmann ist einer dieser Kunden. Und Patricia Broeckmann, die Frau des Inhabers, ist voll des Lobes über den Service in Willich: „Die sind einfach gut.“ Daher bedauert sie es auch nicht, dass in Krefeld derzeit kein Krematorium in Betrieb ist: „Kein Problem.“

Auch Helmut Hannappel, Inhaber vom Bestattungsinstitut Hannappel, ist mit dem Krematorium in Willich zufrieden: „Die sind sehr zuvorkommend und die Fahrtzeit ist nur fünf Minuten länger.“ Trotzdem findet er es schade, dass das hiesige Krematorium stillgelegt wurde: „Das ist schon ein bisschen traurig.“

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