Ausbildungsplätze Hoffnung auf Lehrstellenmarkt

Die Halbjahresbilanz für den Bereich Ausbildung fällt verhalten positiv aus. Noch fehlen allerdings mehr als 1000 Stellen.

Ausbildungsplätze: Hoffnung auf Lehrstellenmarkt
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ben Rehms sei schon im Mutterleib Vespa-Fan gewesen, sagt seine neue Chefin Jessica Ricci lachend. Denn auch die Eltern des 16-Jährigen sind Motorroller-Liebhaber. Am 1. September wird der Schüler der Robert-Schuman-Gesamtschule in Willich seine Ausbildung als Zweirad-Mechatroniker in der Kfz-Werkstatt Motor Meccanica Ricci in Linn beginnen.

Dafür hat der Teenager viel getan. Zum Beispiel mit mehreren Wochen als Praktikant bei Kfz-Technikermeister Pasquale Ricci und mit einem überzeugenden Auftritt beim Azubi-Speed-Dating, bei dem die beiden sich wiedertrafen. Dass der Schüler, der bald seinen Realschulabschluss in der Tasche haben wird, „Passion gezeigt hat“, überzeugte den Chef.

Klinkenputzen, Engagement, Leidenschaft empfehlen die Ausbildungsmarkt-Experten in der Region allen Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Derzeit entspannt sich der Ausbildungsmarkt. Evelyn Schotten, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Krefeld, sprach bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz sogar von einer „deutlich positiven Tendenz“ bei der Zahl der Bewerber im Verhältnis zu den freien Stellen. Denn hier stehen aktuell hundert Bewerbern 65 offene Ausbildungsstellen im Agenturbezirk gegenüber — im vergangenen Jahr waren es hundert auf 59 Stellen.

Trotzdem bleiben 35 von 100 Bewerbern erst einmal auf der Strecke. Deshalb appellieren die Vertreter von Arbeits-Agentur, IHK und Kreishandwerkerschaft Niederrhein noch einmal an alle Unternehmen, weitere Lehrstellen zu schaffen. Zwar beobachtet Frank Lorenz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, dass „in den ersten zwei Monaten des Jahres ein auffälliger Zuwachs bei Ausbildungsverhältnissen zu verzeichnen war“. Aber ob sich dieser Trend halten werde, könne man selbstverständlich noch nicht sagen.

Bei der Frage, ob man ausbilde, sei die Größe des Betriebs „überhaupt keine Frage“, so Lorenz. Bestes Beispiel sei Pasquale Ricci. Wenn er nach 16 Jahren, in denen er seinen Betrieb an der Bruchhecke aufgebaut hat, nun mit Ben Rehms seinen ersten Lehrling einstellt, dann ist man in dem Familienbetrieb zu fünft. „Das sind Fälle, wie wir sie uns wünschen — dass man seinem Fachkräftemangel durch die eigene Ausbildung begegnet“, sagt Peter Kraps, Pressesprecher der Agentur für Arbeit.

Beim Start in ein Leben als Ausbilder werden Ricci und der zweite Meister, den er im vergangenen Jahr einstellte, von der Kreishandwerkerschaft unterstützt. Und Azubi Ben wird in den ersten zwölf Monaten noch bei allen Fragen Hilfe vom Berufseinstiegsbetreuer bekommen, den er schon aus der Schule kennt und der ihn beispielsweise im vergangenen November zum alles entscheidenden Azubi-Speed-Dating fuhr.

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