Irrer Tierquäler: Die Traarer wollen sich wehren

Die Menschen vor Ort sind schockiert von den Taten des Pferdemörders. Doch nun rücken sie zusammen und passen aufeinander auf — und auf ihre Tiere.

Krefeld. Fassungslosigkeit, Wut und vor allem Unverständnis herrschen nach der grausamen Tat des Tiermörders, der in den vergangenen Wochen einem Schaf und einem Pony den Kopf abtrennte. „Wir verstehen nicht, wie man so etwas machen kann“, sagt eine Pferdebesitzerin, die ihren Namen nicht nennen möchte.

„Aber so etwas können wir schlichtweg nicht verstehen, weil wir nicht so krank denken. Ein normal denkender Mensch kommt ja nicht zu so einem Entschluss.“ Angst habe sie nicht, sagt die Frau. Aber man wisse ja nicht, was in dem Kopf eines solchen Menschen vorgehe und was ihn antreibe.

Wie die Pferdebesitzerin denken viele. Ihnen ist unbehaglich bei dem Gedanken, dass jemand, der zu solchen Handlungen fähig ist, unter ihnen lebt und weiteren Schaden anrichten könnte. So sagen es auch die drei Fahrradfahrerinnen, die während einer Tour am Luiter Weg vorbeikommen und ebenfalls nicht ihre Namen nennen möchten. Auch aufs Foto wollen sie nicht. „Da bin ich zu ängstlich, der Typ ist doch krank. Wir haben einen Hund. Wer weiß, vielleicht sucht er einen auf, wenn er das Foto und den Namen hat“, sagt eine der Frauen.

Einen Hund besitzt auch Gudrun Fehl. Doch für sie ist er so etwas wie ihre Absicherung, sollte der Täter auch an ihren Hof kommen. „Natürlich haben wir die Pferde alle reingeholt. Auch die alten, die sonst Tag und Nacht auf der Wiese stehen, sind nun drinnen, das ist klar“, sagt sie und klingt dabei ganz ruhig. „Angst haben wir nicht — und wir lassen uns schon gar nicht verrückt machen. Wir haben hier Bewegungsmelder und der Hund schlägt sofort an, wenn ein Fremder den Hof betritt.“

Doch genau das ist für viele die größte Sorge: Dass es sich bei dem Täter gar nicht um einen Fremden handelt. Die Pferdebesitzerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, ist sich sicher, „dass er unter uns ist“, wie sie sagt. „Er stand bestimmt gestern dabei, als die Presse auf dem Hof war, und hat sich das Ganze angeguckt.“ Auch die Dreistigkeit, dass er zurück zum Tatort kam, um die Ohren des Tieres abzulegen, spreche dafür: „Er fühlt sich sicher und denkt, er kann sich hier frei bewegen.“

Das Kinderheim „An Bruckhausen“ hat auch Pferde. Dort hofft man, dass der tägliche Trubel rund um das Heim den Täter vielleicht abschreckt. „Die Herde wird schnell unruhig, da sollte er sich sowieso nicht dazwischen trauen, wenn er nicht überrannt werden will“, sagt Margot Saßerath, die als Reitpädagogin im Kinderheim tätig ist. Außerdem habe man den Auslauf der Tiere verkleinert, die Beleuchtung sei auch über Nacht an, sagt sie. Für die Kinder wäre es allerdings schlimm, wenn eins der geliebten Pferde zu Schaden käme. Doch daran will hier keiner denken.

Viele Pferdebesitzer sind beunruhigt. Doch in Panik verfällt niemand. Zu groß ist die Abscheu dem Menschen gegenüber, der verantwortlich ist. Vorsorgen: ja, ausflippen: nein.

Die Menschen sind gewarnt, tauschen sich mit Landwirten und Pferdebesitzern in der Umgebung aus und passen aufeinander auf. Die Tiere stehen unter ständiger Bewachung, ihre Besitzer schieben Nachtwachen oder haben Bewegungsmelder installiert. Auch die Polizei ermittelt.

Schäfer Herbert Läckes wünscht sich dennoch mehr Präsenz von den Ordnungshütern. „Ich bin selbst bis abends draußen und habe mich mit einem befreundeten Bauern abgesprochen, der auch mit aufpasst.“ Die Leute in Traar halten zusammen. Sie wissen: Wenn sie jetzt Angst bekämen, hätte der unheimliche Tiermörder schon gewonnen.

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