Jugendamt: Mitarbeiterklagen über Mehrarbeit

Eine umfangreiche Untersuchung der Organisationsform bringt in den Augen von Verdi nicht den gewünschten Erfolg.

Krefeld. Mit einem klassischen Bürojob hat ihre Arbeit nur wenig zu tun. Den Mitarbeitern der Abteilung Familien im Jugendamt gehen die Geschichten hinter den Akten auch schon mal unter die Haut. Ob im Rahmen der Bezirkssozialarbeit, des Teams Kindeswohl oder bei der Betreuung von Pflegekindern — sie tragen die Verantwortung für den Schutz und das Wohl von Kindern in schwierigen Familienverhältnissen.

Angesichts rasant ansteigender Fallzahlen, der Arbeitsüberlastung der Mitarbeiter und steigender Kosten ist im Fachbereich Jugend eine Organisationsuntersuchung durchgeführt worden.

Die Organisationsentwicklungsmaßnahme, kurz OEM genannt, wurde ab 2008 von den beiden Firmen Consens und ISA wissenschaftlich begleitet. Zunächst sind der Ist-Zustand erfasst und ein Soll-Konzept erarbeitet worden. Das beinhaltet neue Arbeitsstrukturen und -standards, eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Stellen, eine umfassendere Dokumentation.

Seit vergangenem Herbst steht der Maßnahmenkatalog in der Abteilung Familien im Rahmen der Evaluation auf dem Prüfstand. Die offiziellen Ergebnisse liegen noch nicht vor und werden im Juni erwartet.

Die Verdi-Betriebsgruppe der Stadt Krefeld sieht diesen Prozess kritisch. Während sich das Gros der überfordert fühlenden Mitarbeiter von der OEM eine Arbeitserleichterung versprochen haben, erwartete der Kämmerer zumindest mittel- bis langfristig fiskalische Einsparpotenziale. „Das Ergebnis ist mager“, fasst Birgit Traxler für Verdi zusammen.

Durch die Einführung zeitaufwendigerer Bearbeitungsverfahren sei laut Mitarbeitern eine weitere Arbeitsverdichtung eingetreten. „Die Folgen sind Arbeitsrückstände, psychische Belastungen der Mitarbeiter, gehäufte Krankheitsausfälle, Unzufriedenheit und hohe Fluktuation“, sagt Birgit Traxler. Auch fehlten immer noch die technischen Voraussetzungen für das neue Bearbeitungsverfahren, was den Aufwand noch erhöhe.

Ebenso wie im Fachbereich Gebäudemanagement zeigt sich auch hier, dass die angestrebten höheren Einsparungen langfristig nur durch Investitionen erreicht werden können. Personalrat und Mitarbeiter sehen laut Birgit Traxler die Möglichkeit, bei einem höheren Zeitaufwand bestimmte Aufgaben inhaltlich besser und auch wirtschaftlicher erledigen zu können. Auch die beiden Firmen Consens und ISA hätten das immer wieder anklingen lassen. „Das bedeutet allerdings: mehr Personal!“

Eine weitere Arbeitsverdichtung hingegen hält sie für fatal. „Die gefühlte Belastung der Mitarbeiter muss mit berücksichtigt werden.“ Und sie erinnert in dem Zusammenhang an den von Verdi vor vier Jahren erstrittenen Tarifvertrag Gesundheitsschutz im Sozial- und Erziehungsdienst. Der verpflichtet die Verwaltung, die Arbeitsbedingungen so zu organisieren, dass sie nicht Ursache von Erkrankungen sind.

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