Kitas: Freie Träger sind billiger

DPWV und Frank Meyer beklagen, dass die Stadt bei eigenen Einrichtungen draufzahlt.

Krefeld. Eltern können ab dem 1. August einen Kita-Platz für ihr Kind ab dem ersten Lebensjahr einklagen, wenn die Stadt ihnen keinen anbieten kann. Deshalb arbeitet die Verwaltung mit Hochdruck an dem Ausbau des Betreuungsangebotes und setzt dabei verstärkt auf sechsgruppige Einrichtungen und eigene Trägerschaft. Mit Folgen, wie der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Jochen Hochkamer, und der jugendpolitische Sprecher der SPD, Frank Meyer, fürchten. „Mit diesem Vorgehen gerät die Trägervielfalt in Krefeld in Gefahr und die Stadt zahlt sogar noch drauf.“

„Ich habe nichts gegen städtische Kindertagesstätten, die machen gute Arbeit“, betont Meyer. Eine Trägervielfalt biete den Eltern aber die Wahl zwischen verschiedenen pädagogischen Konzepten und unterschiedlichem eigenen Engagement.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Anteil der Kita-Träger in Krefeld stark verändert. Grund hierfür sind der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz (seit 1996) und das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) mit der angestrebten Betreuung der unter Dreijährigen.

Die markantesten Veränderungen sind seither die Umstellung der Zuschüsse und die Absenkung des Trägeranteils bei kirchlichen Kitas. „Das Land geht außerdem von einer Refinanzierungsquote von 19 Prozent durch die Elternbeiträge aus, die in Krefeld durchschnittlich aber bei 13 Prozent liegen“, erklärt Meyer. Diese Differenz muss die Stadt finanziell auffangen.

Dies alles hat zur Folge, dass sich der Anteil der Betreiber von 1986 bis heute stark verändert hat. Die Zahl der katholischen Träger hat sich halbiert (von 55 auf 27 Prozent), die Zahl der kommunalen (von 26 auf 48 Prozent) und der freien Träger (von fünf auf elf Prozent) sich knapp verdoppelt.

Die Trägervielfalt wird vom Land unterstützt. Der Zuschuss zu den jährlichen Betriebskosten ist für Freie Träger (36 Prozent) und für Elterninitiativen (38,5 Prozent) höher als der Landeszuschuss für kommunale Träger (30 Prozent). Für die Freien Träger wie Awo, Bürgerinitiative Rund um St. Josef, Kinderschutzbund, Lebenshilfe oder Waldorfkindergarten Fichtenhain bedeutet das nach Abzug der Zuschüsse von Land, Stadt und Elternbeiträge rechnerisch einen Eigenanteil von neun Prozent.

Bereits in der Vergangenheit konnten Freie Träger diesen Betrag nicht alleine aufbringen. „Vor dem Inkrafttreten des KiBiz wurden deshalb freiwillige Betriebskostenzuschüsse von der Stadt gezahlt“, erinnert Meyer. Die Rede ist von sogenannten armen Trägern. Im Rahmen der Sparvorgaben wurden jedoch alle entsprechenden Ratsbeschlüsse 2008 gekündigt.

Um die Trägervielfalt nicht zu gefährden, beschloss der Rat damals einen Bestandsschutz für diejenigen, die bereits 2006 freiwillige Zuschüsse für eine einzelne Einrichtung erhielten. Die müssen nur noch 2,5 Prozent der Betriebskosten alleine aufbringen. „Doch selbst das ist angesichts der steigenden Personalkosten, der kleiner werdenden gemischten Altersgruppen und der steigenden Nebenkosten nicht mehr finanziell zu stemmen“, erklärt Hochkamer. Aufgrund des Zeitdrucks beim Ausbau der U3-Betreuung setze die Stadt nämlich verstärkt auf sechsgruppige Kitas. Deren Betriebskosten liegen wie im Falle der neuen Kita Krützboomweg bei 870 000 Euro im Jahr.

Der Fachbereich Jugendhilfe fürchtet, dass bei der Zusage neuer freiwilliger Zuschüsse auch bestehende Einrichtungen rückwirkend Forderungen stellen könnten. Um das auszuschließen, lehnt die Verwaltung die Bezuschussung „armer Träger“ kategorisch ab. Für Frank Meyer ist das zu kurz gedacht: „Selbst wenn die Stadt den neunprozentigen Anteil der freien Träger noch zusätzlich komplett übernimmt, ist das billiger, als wenn sie die Kitas selbst betreibt.“

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