Krefeld: 6800 Kinder leben in Hartz-IV-Verhältnissen

Vor zehn Jahren wurde das neue System eingeführt. Kein Grund zum Feiern, sagt der Krefelder DGB-Vorsitzende Ralf Köpke.

Krefeld: 6800 Kinder leben in Hartz-IV-Verhältnissen
Foto: abi

Krefeld. „Es gibt überhaupt keinen Anlass zum Feiern“, sagt Ralf Köpke, Krefelder DGB-Vorsitzender, und meint den zehnten Jahrestag der Einführung des Hartz-IV-Sozialsystems. Es löste 2005 die Fusion von Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe zum Grundsicherungssystem aus. „Niemand sollte danach schlechter gestellt werden, hat die Politik damals versprochen“, schimpft Köpke. „Das war eine Lüge, wie sich heute zeigt.“ Am meisten aber ärgere ihn, dass Vertreter der Gewerkschaften am Modell Hartz IV mitgearbeitet hätten. „Das hat niemand verstanden, und es wird an der Basis bis heute kritisiert.“

In Krefeld, so bilanziert Köpke, gibt es rund 15 000 sogenannte Bedarfsgemeinschaften und insgesamt über 28 500 Menschen die Hartz IV-Leistungen beziehen. „Diese Zahl ist seit Jahren konstant.“ Empört ist der DGB-Vorsitzende auch darüber, dass in Krefeld derzeit rund 6800 Kinder in Hartz-IV-Verhältnissen leben. „Dies sind fast ein Viertel aller in Krefeld lebenden Kinder unter 15 Jahren“.

Hartz IV habe die Bereitschaft von Arbeitnehmern erhöht, Lohnabstriche und prekäre Beschäftigung in Kauf zu nehmen. Das habe die Ausweitung des Niedriglohnsektors zur Folge gehabt. In Krefeld benötigten rund 4500 Menschen in Erwerbstätigkeit (Vollzeit, Teilzeit, 450-Euro-Job) zusätzliche Hilfe zum Lebensunterhalt auf Hartz-IV-Niveau.

Die Stadt Krefeld müsse dafür jährlich etwa vier Millionen Euro aufwenden. „Eine Summe, die über den Umweg Kommune der Allgemeinheit der Steuerzahler abgeknöpft werde. Ohne öffentliche Transferleistungen, also Zuschüsse aus Steuereinnahmen, würden heute schon zwei von fünf Personen in Armut leben, konstatiert Köpke. „Das wären 40 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung.“

In Krefeld gibt es offiziell 9469 Empfänger von Hartz IV. 50,2 Prozent von ihnen sind vier Jahre oder länger im Hilfebezug. 70 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher haben keine Schul- oder Berufsausbildung.

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