Krefeld ist eine Hochburg der Telefon-Abzocker

Die Staatsanwaltschaft hat mehrere führende Köpfe ausgemacht und spricht von organisierter Kriminalität.

Krefeld. Hinterhältige Abzocke bei dubiosen Gewinnspielen, die am Telefon angepriesen werden: Kriminelle aus Krefeld legen damit tausende Menschen in ganz Deutschland herein. Die Staatsanwaltschaft spricht von organisierter Kriminalität, und die führenden Köpfe in einem riesigen Firmengeflecht kommen aus Krefeld, so Staatsanwalt Thomas Pelka. Hier gebe es eine regelrechte Hochburg der Abzocker, die ihresgleichen suche. Im Moment seien sie besonders aktiv.

Pelka ist vor knapp sechs Wochen vom Chef der Krefelder Staatsanwaltschaft damit beauftragt worden, sämtliche Fälle zentral zu bearbeiten. Der Leitende Oberstaatsanwalt Werner Wimmers: "Sonst sind unterschiedliche Abteilungen dafür zuständig, die selbst immer nur einige Verfahren bearbeiten. Dadurch, dass wir die Ermittlungen jetzt an einer Stelle konzentrieren, werden die Dimensionen erst richtig deutlich."

Bei Thomas Pelka laufen schon vier große Ermittlungsverfahren, ein fünftes ist bereits angeklagt. Die Zahl der Betroffenen liegt im vierstelligen Bereich, doch die Dunkelziffer dürfte laut Pelka deutlich höher sein. Die schwierige Aufgabe für den Staatsanwalt und die Ermittler der Krefelder Polizei: Das komplizierte Geflecht aus Unternehmen zu entwirren, die in die skrupellose Abzocke verwickelt sind. Manchmal sind keine Einträge im Handelsregister vorhanden, oft gibt es nur Briefkastenfirmen oder Scheinadressen. Strohmänner fungieren als Geschäftsführer, wo es geht, wird verschleiert. Wer als Geprellter einen Kontakt sucht, wird deshalb kaum einen Verantwortlichen ausfindig machen. "Das läuft alles sehr gut organisiert und strukturiert", sagt Pelka.

Opfer sind vor allem Menschen über 60 Jahren, sagt Pelka. Am Telefon wird versucht, sie von einem Gewinnspiel zu überzeugen. Das Ziel: Die Kontodaten zu erhalten. Oftmals wird laut Pelka vorgegaukelt, dass man bereits Kunde sei und die Kontodaten angeblich nur noch abgeglichen werden sollen. Um die Opfer dahin zu bringen, üben die Anrufer oft regelrecht Druck aus - bis jemand entnervt einwilligt. Kurz darauf wird vom Konto abgebucht, und längst nicht jeder widerspricht solch einer Lastschrift. Eine Teilnahme an einem Gewinnspiel gibt es in der Regel auch nicht. Pelka: "Das ist in einem solchen Fall gewerbsmäßiger Betrug." Dafür drohen Haftstrafen bis zu zehn Jahren.

Eine weitere Masche, wenn keine Kontodaten vorliegen: Rechnungen und in der Folge Mahnungen und Inkassoschreiben flattern ins Haus. Da gebe es wortgewaltige Drohungen, sagt Pelka, bis hin zur Ankündigung eines Gerichtsvollziehers.

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