Krefeld und Viersen streiten um Bildung

Das Berufskolleg in Willich will das Abitur mit Zusatzqualifikation anbieten. So gerät der Standort Vera Beckers in Gefahr.

Krefeld. Die einen sehen ihren Standort gefährdet, die anderen fühlen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt: Eine deutliche Verstimmung ist zwischen der Stadt Krefeld und dem Kreis Viersen zu spüren.

Stein des Anstoßes ist der boomende Bildungsgang, der zum Abitur und zum Berufsabschluss des staatlich geprüften Freizeitsportleiters führt. Das Krefelder Berufskolleg Vera Beckers hat ihn, das Rhein-Maas-Berufskolleg des Kreises Viersen will ihn in Willich einrichten. Die Krefelder sind dagegen.

„Dieser Bildungsgang mit dem Abschluss Allgemeine Hochschulreife wurde im Schuljahr 2002 am Berufskolleg Vera Beckers in Krefeld eingerichtet und wird dreizügig geführt“, erklärt Jürgen Maas, Leiter des Krefelder Fachbereichs Schule.

„Als Europa-Schule bietet das Berufskolleg ein breites Spektrum an Sprachen an. Für die Durchführung der Leistungskurse Biologie und Sport hat die Stadt Krefeld erhebliche Mittel in die bauliche und sachliche Ausstattung investiert.“

Weiterhin arbeiten an der Schule 19 Sportlehrer und 19 Biologielehrer, so Maas weiter, die unter anderem auch für diesen Bildungsgang eingestellt wurden. „Die Einrichtung des gleichen Bildungsgangs in Willich würde den Standort am Berufskolleg Vera Beckers erheblich gefährden. Eine Zustimmung zur Errichtung dieses Bildungsgangs kann daher nicht erfolgen.“ Dies teilten die Krefelder Verantwortlichen dem Kreis Viersen wie auch der Schulaufsicht mit.

Diese Stellungnahme erfolgte aufgrund des sogenannten regionalen Konsenses. Damit muss abgefragt werden, ob der bestehende Anbieter einverstanden ist, dass ein anderes Berufskolleg den neuen Bildungsgang einrichtet.

Die Verantwortlichen im Kreis Viersen haben darauf ihre eigene Sicht. „Die Schulausschussmitglieder haben beschlossen, dass der Bildungsgang beantragt wird“, berichtet Schulleiter Hans-Joachim Kornblum vom Rhein-Maas-Berufskolleg.

„Wir haben bei unseren Schullaufbahn-Beratungen erfahren, dass es 186 Interessenten für diesen Bildungsgang allein im Kreis Viersen gibt. Das ist genug für zwei Anbieter. Wir könnten diesen Bildungsgang nur zweizügig fahren, so dass wir sogar Bewerber abweisen müssten. Wir können doch beide leben.“

Im Januar soll es nun ein Koordinierungsgespräch mit allen Beteiligten in Krefeld geben. „Sollten die Krefelder unserem Anliegen weiterhin negativ gegenüberstehen, muss die Bezirksregierung entscheiden. Sollte diese Entscheidung nicht unserem Sinn entsprechen, würden wir dagegen juristisch vorgehen“, gibt sich Kornblum kämpferisch.

Hedwig Schomacher, Direktorin des Berufskollegs Vera Beckers, will sich zu den Vorgängen nicht äußern. Sie sagt mit Blick auf den Kreis Viersen, dass es Irritationen bei den Eltern gebe, wenn Bildungspolitik so betrieben werde. „So können sich Berufskollegs nicht präsentieren.“

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