Krefelderin reist zum Lehrer-Gipfel nach Kanada

Die gebürtige Palästinenserin und Krefelder Spezialistin für Integration, Tagrid Yousef, begleitet mehrere deutsche Kultusminister.

Krefeld. Große Ehre für Tagrid Yousef: Die 47-jährige Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums in Krefeld ist Mitglied der deutschen Delegation für den „International Summit on the Teaching Profession“ (ISTP) im kanadischen Banff. Dort kommen Ende März Fachleute aus der ganzen Welt zusammen, um beste Praktiken und Strategien in der Bildung zu teilen und zu entwickeln. Neben der Teilnahme an diesem erlesenen Gipfel freut sie sich auf eine private Schlittenfahrt in den Rocky Mountains.

Yousef ist gebürtige Palästinenserin, kam aber schon als Kleinkind, zwei Monate vor dem Sechstagekrieg, nach Deutschland. „Mein Vater war hier Gastarbeiter und hat uns im Zuge der Familienzusammenführung geholt“, berichtet sie. „Ich bin in einen katholischen Kindergarten in Essen gegangen, habe dort Abitur gebaut und später in Bochum Biologie mit dem Schwerpunkt Neurobiologie studiert.“ Darin hat sie auch promoviert.

„Neben der Forschung habe ich stets mit viel Freude gelehrt und Studenten in Seminaren und Vorlesungen unterrichtet. Aus diesem Hobby habe ich später meinen neuen Beruf gemacht und bin an ein Berufskolleg nach Düsseldorf gewechselt.“ Dort hat sie angehende Augenoptiker unterrichtet und die Fächer Physik und Biologie erteilt.

Das hat sie so gut gemacht, dass sie aufgrund der Begeisterung ihrer Schüler 2012 Gewinnerin des Deutschen Lehrerpreises in der Kategorie „Schüler zeichnen Lehrer aus“ wurde. Yousef: „Die Schüler wollten mir nach ihrem Abschluss danken und wussten nicht wie“, erzählt sie. „Ich habe ein Date mit George Clooney oder Fernsehwerbung für Fruchtgummis mit Thomas Gottschalk vorgeschlagen, aber ihre Idee war besser.“

Die jungen Leute haben sie so gelobt, wie es die Jury beim Deutschen Lehrerpreis noch nie erfahren hatte. Es war auch das erste Mal, dass sich die Eltern daran beteiligten und begeistert äußerten. Aufgrund dieses Titels hatte sie bereits eine Einladung zum Nobelpreisträgertreffen am Bodensee. „Es waren allesamt Naturwissenschaftler in Lindau. Wir haben über Bildung und Forschung gesprochen. Seitdem behielten mich die Verantwortlichen des Deutschen Lehrerpreises wohl im Blick.“

Dann hatte sie wieder Lust auf Neues und kam nach Krefeld. Obwohl sie hier jetzt Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums und Integrationsbeauftragte ist, darf sie am Kongress in Kanada teilnehmen. „Wir diskutieren darüber, was gut läuft, was man besser machen kann. Und was den anderen gut gelingt.“ Sie findet, dass die duale Ausbildung in Deutschland besonders wichtig sei. Sie erklärt auch, dass wichtige Themen in Deutschland Inklusions- und Integrationsprozesse und die Lehrerausbildung seien.

Jedes der in der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vertretenen Teilnehmerländer schickt seine Fachleute. Yousef ist in einer Delegation mit Kultusministern aus Deutschland.

„Der International Summit on the Teaching Profession ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, uns mit Kollegen aus vielen Ländern zu vernetzen, über aktuelle Entwicklungen und die Herausforderungen im Lehrerberuf auszutauschen sowie neue Konzepte zu diskutieren“, betont der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, Udo Michallik: „Mit Tagrid Yousef, einer Preisträgerin des renommierten Deutschen Lehrerpreises, die von ihren Schülern für den Preis vorgeschlagen wurde, haben wir in diesem Jahr eine hervorragende Vertreterin aus der Praxis mit an Bord.“

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