Krefelds Gastronomen ärgern sich über Sky

Der Bezahlsender verdoppelt die Gebühren für Live-Fußball. Zahlreiche Sportsbars drohen nun mit einer Kündigung.

Krefelds Gastronomen ärgern sich über Sky
Foto: Archiv A. Bischof

Krefeld. André Schicks konnte kaum glauben, was er da in den Händen hielt. Der Bezahlsender Sky forderte den Inhaber der Sportsbar Karussell an der Westparkstraße auf, für die neue Saison der Fußball-Bundesliga 9840 Euro zu überweisen. „Dabei musste ich erst zu Beginn der vergangenen Saison eine Verdopplung der Gebühren von 2400 auf 4900 Euro hinnehmen“, sagt der Wirt.

Ein Anruf beim Regionalvertreter des Senders ergab: Nein, es handelt sich nicht um einen Zahlendreher. „Das ist eine Frechheit, langsam hört der Spaß auf. Die Schmerzgrenze ist überschritten“, stellt der Karussell-Betreiber, seit 13 Jahren Kunde von Sky beziehungsweise deren Vorgänger, fest. Bereits das Rauchverbot hätten ihm Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent beschert, nun komme ein solcher Nackenschlag hinzu.

Zusammen mit Thorsten Enger und Stephan Hoffmann, Inhaber der Soccerhalle „Torfabrik“, die ebenfalls eine Verdopplung der Gebühren hinnehmen sollen, kämpft er nun gegen den Wucher des Bezahlsenders. Das Trio hat alle 32 offiziellen Sky-Sportsbars in Krefeld am Freitag um 16 Uhr zu einem Gespräch in der Halle Im Witschen eingeladen. „Für einige Wirte geht es um die Existenz“, weiß Schicks.

Dazu könnte das „Doctor Flotte“ an der Petersstraße gehören. Dessen Inhaber Ermias Tedla hat gestern erfahren, er soll statt bisher 5426 Euro jährlich 8139 Euro zahlen. „Bis September 2013 musste ich sogar nur 3270 Euro zahlen. Das macht eine Erhöhung von 115 Prozent in zwölf Monaten. Das ist unglaublich“, sagt Tedla, der nach eigener Aussage „von den Fußballübertragungen lebt“. Rund 50 Besucher kann er regelmäßig bei Übertragungen in seiner 39 Quadratmeter großen Gastronomie begrüßen. Der „Flotte-Macher“ wünscht sich mehr Informationen vom Bezahlsender, zum Beispiel, wie genau die Gebühren berechnet werden.

Ziel des Gesprächs am Freitag ist ein gemeinsames Gespräch mit dem Sender. „Nur die Gastronomen selber können mit einer solchen Initiative etwas Erreichen, um dem Treiben von Sky entgegenzuwirken. Daher sollten wir gemeinsam den Dialog mit dem Sender suchen“, heißt es in dem Einladungsschreiben.

Sky begründet die Preissteigerungen mit erhöhten Lizenz- und Produktionskosten. Heißt: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und damit alle Bundesligisten kassieren mehr Geld für die Übertragungen. Zudem bedeuten mehr Kameras und neue Technik mehr Kosten. Auch der Sender möchte mehr mit der boomenden Bundesliga verdienen. „Marktforschungen hat ergeben, dass die Gastronomen rund 1,2 Milliarden Euro während der Fußball-Übertragungen auf Sky umsetzen, aber nur ein geringer Prozentsatz davon bisher an uns zurück fließt“, gibt Britta Krämer, eine Sprecherin von Sky Deutschland in München, zu.

Verhandlungen dürften daher kaum zu einer wesentlichen Gebührensenkung führen. Krämer ergänzt: „Bei den meisten Gastronomen funktioniert das neue Preissystem, weil Live-Sport ein sehr rentables Produkt ist.“ Sie rechnet damit, dass bei einer Kündigungswelle in Krefeld zahlreiche Gastronomen schnell wieder zurückkehren werden.

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