Künstler und Zollbeamter berichten vom Suchen und Finden

Der eine versteckt, der andere sucht. Von guten und schlechten Verstecken.

Künstler und Zollbeamter berichten vom Suchen und Finden
Foto: Schamp (2)

Krefeld. Sie beschäftigen sich beide professionell mit Verstecken. Der Krefelder Künstler Matthias Schamp inszeniert in seiner Fotoserie schlechte Verstecke, während Rainer Wanzke sich hauptberuflich mit besonders guten Verstecken beschäftigt: Er ist Zolloberinspektor. Die WZ stellt die beiden unterschiedlichen Herangehensweisen gegenüber.

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Foto: NN

Das Verstecken hat für Matthias Schamp eine Bedeutung, die über das Osterfest hinaus geht. „Das Versteck ist ein Initiationsort, als Kind erfährt man hier zum ersten Mal so etwas wie Autonomie“, sagt er. Eine wichtige Erfahrung, die aber auch mit Angst besetzt sei. Auch das Ur-Versteck geht auf die Kindheit zurück. „Der Keim aller schlechten Verstecke ist ja das Hände vor den Augen zusammenschlagen.“

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Foto: Henning Kaiser

Ob Teppich, Vorhang oder Schaukelpferd: In seiner künstlerischen Arbeit rückt Schamp Alltagsgegenstände buchstäblich in den Vordergrund, in dem er sich hinter ihnen mehr schlecht als recht versteckt. Dabei empfindet er das Versteck an sich als eigentlich von der Zeit überholt. „Wir leben in einer Welt, in der Öffentlichkeit propagiert wird — siehe „Facebook“, sagt er. „Das Versteck ist so was von out, outer geht es kaum. Das macht es ja gerade zu so einem attraktiven Ort.“

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Foto: dpa (2)

Schamps Bilder wirken nicht nur komisch, sondern funktionieren auch auf der menschlichen Ebene. „An so einer einfachen Aufgabe wie dem Verstecken zu scheitern, weckt einfach Sympathie“, sagt er. Und weil er beim Scheitern stets die Haltung bewahrt, wirken Schamps Aktionen oft rührend unschuldig.

Parallelen in seiner Arbeit sieht er beim Verpackungskünstler Christo, der unter anderem den Reichstag unter Folien hat verschwinden lassen. „Etwas verhüllen, um es dadurch sichtbar zu machen, das ist meiner Art zu Arbeiten durchaus ähnlich“, findet Schamp.

Nicht mit künstlerischer Kreativität, sondern mit beamtischem Ernst widmet sich Rainer Wanzke vom Hauptzollamt Krefeld seiner Aufgabe: dem Auffinden von Schmuggelverstecken. „Natürlich kommt es immer ganz auf die Menge an, die man verstecken will“, sagt er. Beliebte Verstecke sind Türverkleidungen, Dachhimmel oder Lüftungsanlagen im Auto. „Das riecht man dann allerdings oft schon“, sagt Wanzke. „Beliebt ist auch der Gastank: Aufgeschweißt, zehn Kilogramm Marihuana rein und wieder zugeschweißt.“

Über besonders kreative Verstecke kann sich Rainer Wanzke immer noch freuen. Zum Beispiel über die nachgebaute Anhängerkupplung, die authentisch bis zum Dreck auf der Bodenseite aussah. Eine Kleinigkeit hatten die Schmuggler aber vergessen. Jede Kupplung hat auch einen Stromanschluss zum Anhänger — hier fehlte er. Der Verdacht bestätigte sich, die Täter schmuggelten Heroin.

Der im Vanillepudding versteckte Beutel mit Dope bringt den Zöllner dagegen nur noch zum Gähnen. Bewehrt hat sich die professionelle Neugierde auch, was Aufstriche betrifft. „Wir rühren auch schon mal im Nutellaglas herum, wenn sich abzeichnet, dass da etwas zu finden ist“, sagt Wanzke.

Als Spielverderber will der Mann, der fast alle Verstecke kennt, aber nicht gelten. „Für meine Kinder habe ich die Ostereier immer so versteckt, dass sie auch gefunden wurden“, sagt er. „Es soll ja auch Spaß machen.“

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