Artem Wächter: Gesprühte Spuren in der Kufa

Künstler zeigt Bilder aus dem Nachtleben, von Bob Marley und der Apokalypse.

Krefeld. Der DJ hat eine Hand am Plattenteller, die andere an den Reglern. Das rechte Ohr ruht auf einem Kopfhörer, wo schon der nächste Track läuft. Das stärkste Detail in dieser Momentaufnahme aus dem Nachtleben sind jedoch die Arme: Sie sind unnatürlich lang und seltsam verwinkelt, als würden sie sich fließend im Rhythmus bewegen. Wenn man das Bild lang genug betrachtet, kann man den Beat fast hören.

An diesem Punkt in der aktuellen Ausstellung der Kufa-Galerie bilden Form, Inhalt und Raum eine perfekte Symbiose: In der Kulturfabrik, wo an den Wochenenden DJs zu Helden der Nacht werden können, hat dieses Graffiti-Kunstwerk von Artem Wächter seinen idealen Platz gefunden.

Der aus Russland stammende Künstler zeigt unter dem Titel „Bilder von Nordrhein-Babylon“ mehr als 50 Arbeiten, viele von ihnen gesprayt und dann mit Lackstiften nachbearbeitet. Die Themen sind vielfältig: wilde Tiere und Reggaekultur, Ethnoszenen und apokalyptische Horrorvisionen, die Wächter, wie er zugibt, bis in den Schlaf verfolgen: „Ich habe mir tausend Mal geschworen: Ich höre auf mit den düsteren Sachen. Stillleben sind besser, da ruht die Seele.“

Handwerklich sind die Arbeiten ohne Fehl und Tadel. Wächter stammt aus einer Künstlerfamilie und hat Ikonen-Restaurator gelernt. Die religiösen Bezüge und spirituellen Spuren in seinen Bildern sind unübersehbar, doch eine Linie im Sammelsurium der Eindrücke zu finden, ist schwer: Bob Marley und Pilzgeister, Eulen und Kannibalen bevölkern Wächters Welt, doch sie wirken wie beliebige popkulturelle oder mythologische Reize.

Gerade in der Kufa hätte es sich angeboten, dieser mitunter aufregenden Kunst einen engeren Rahmen zu stecken: Nachtleben statt Nordrhein-Babylon.

Kufa-Galerie, Dießemer Straße 13. Werktags, 10 bis 16 Uhr und bei Veranstaltungen. Bis 18. November.

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