Bandoneon: Instrument des Tangos

Lothar Hensel plaudert über historische Fakten und spielt dazu.

Krefeld. Lothar Hensels „Klage des Bandoneon“ lockte zwar weniger als die Hälfte der sonst üblichen Besucher zu einem Konzert des Bandoneon-Festivals, aber dafür hatte sich Heiko Lott sogar aus der Nähe von Worms auf den Weg nach Linn gemacht. Im Frühjahr hatte der Akkordeonspieler einen Anfängerkurs Bandoneon besucht. Daraus ergab sich die Idee, im Internet zu stöbern. Dort stieß Lott auf die Linner Ausstellung und das Konzert in der Museumsscheune.

In die Geheimnisse und die Geschichte des Bandoneons führte Hensel mit einem Soloprogramm ein. Gleich gab es etwas zum Schmunzeln: Beim vielleicht berühmtesten Auftritt eines Bandoneons in der deutschen Filmgeschichte, als Begleitung zum Lied „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ hält Hans Albers das Instrument falsch herum.

Im Grunde, so Hensel, sei das Instrument die „Orgel des kleinen Mannes“. Preiswert und handlich ließen sich Gottesdienste und Prozessionen musikalisch begleiten. Mit einem Choral von Johann Sebastian Bach überzeugt er sofort. Ideal ist das Instrument auch für Bachs Fugen, denn mit beiden Händen kann der Bandeonist Melodien spielen — anders als beim Akkordeon kommt pro Knopf nur ein Ton heraus.

Spannender wird der Ausflug in die Musikgeschichte, als er davon erzählt, wie das erste Bandoneon nach seiner langen Seereise in die Hafenkneipen von Buenos Aires gekommen sein soll. Von dort war der Weg in die Bordelle nicht weit und das Bandoneon wurde zum Instrument des leidenschaftlichen Tangos.

Diese Musik war nicht gerade salonfähig. Das sollte sich ändern, als die Oberschicht der argentinischen Hauptstadt Paris als Sommerfrische entdeckte. Auf den Tango mochten die Herren hier nicht verzichten und sorgten dafür, dass auch Musiker mitkamen. So eroberte der Tango samt Bandoneon die Salons.

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