Bass-Bariton Andrew Nolen: Verliebt in klassische Musik

Der Bass-Bariton Andrew Nolen ist neu im Ensemble des Theaters. Der US-Amerikaner spricht über Eitelkeit, Proben und grünen Tee.

Krefeld. Der Mann sieht aus wie auf seinem Pressefoto: Andrew Nolen mit seinen grünlichen Augen und den schulterlangen rotblonden Haaren ist eindeutig keltischer Abstammung. Der US-Amerikaner, neues Mitglied im Musiktheater-Ensemble des Stadttheaters, bestellt sich einen grünen Tee und amüsiert sich über seine Neigung zu wohltuenden Getränken: „Die Kollegen machen sich manchmal über mich lustig.“

Aber davon lässt er sich nicht beirren. Vor seinen Auftritten trinkt der Bass-Bariton keinen Alkohol und nie Kaffee. Zigarettenqualm hasst er ohnehin. „Dann verändert sich meine Stimme“, sagt er, und das kann der junge Mann nicht leiden.

Was er mag, sieht man unter anderem bei Youtube, wenn man sich verschiedene Partien anhört, die der Sänger verkörpert hat — ein bunter Mix aus der Musikgeschichte, dazu charmante Finessen deutscher Grammatik. Nolens Englisch hingegen klingt wunderbar amerikanisch, liebenswürdig und gut zu verstehen.

Eigentlich stammt er aus dem US-Westen, wuchs dort und in Dubai auf. Seine Familie lebt jetzt in Texas. Nolens Neigung zur Musik trat erst zu High-School-Zeiten zutage — seine Mutter schickte ihn in sein musikalisches Sommercamp. Von da an war klar: „Gesang ist mein Leben, das möchte ich machen!“

Nolen hatte sich während der High School in Houston — Wahlfach Chor — in die klassische Musik verliebt. Und zu seinem Beruf gehört natürlich auch eine gewisse Eitelkeit: „Wir lieben es, Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt er über sich und seine Kollegen und bindet seine Haare zum Pferdeschwanz.

Wichtiger allerdings ist ihm ein anderer Aspekt: „Wir leisten der Öffentlichkeit einen Dienst.“ Er tut das in Krefeld in der Oper „Norma“ und bald in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. Darin singt Nolen derzeit in Mönchengladbach, außerdem tritt er dort in die „Die Liebe zu den drei Orangen“ und „Don Carlo“ auf. Im Kopf hat er schon die Melodien aus „Maskerade“, Premiere im Mai dieses Jahres.

Beim Lernen neuer Rollen setzt er auf amerikanische Professionalität. „Wenn wir dort zu einem Gastspiel kommen, müssen wir unsere Partien beherrschen“, sagt er. Und verrät ein paar seiner Methoden. So lernt er oft von hinten nach vorne: „Dann weiß ich, dass ich zum Ende immer besser werde — das gibt mir ein gutes Gefühl.“

In seinem Leben als freier Sänger in den USA gab es auch schon mal Aufführungen mit lediglich vier Abenden und nur zwei Tagen Probe. Hier im festen Engagement sind sechs Wochen Probe und viel mehr Auftritte die Regel. „Das hat mich von einer inneren Spannung befreit, die ich erst im Nachhinein bemerkt habe“, sagt Nolen, „Ich bin sehr dankbar dafür, hier singen zu können.“

An sein Engagement kam er übrigens ganz fix: Vorsingen als „Don Giovanni“ im April, Engagement eine Woche später. Vorgesehen war Nolen schon damals für den Figaro, die Proben begannen vor dem Sommer. Und zur neuen Spielzeit konnte Nolen sich gleich mit einem großen Part dem Publikum vorstellen.

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