Blueglass: Ein Tunichtgut kann nicht vergessen

Seit fast 20 Jahren ist Schauspieler Daniel Minetti fasziniert vom Roman zum Stück. Nun bringt er ihn in Krefeld auf die Bühne.

Krefeld. Johnny Blueglass weiß genau, wie er auf die Welt kam. Jeden einzelnen Moment seiner Geburt kann er sich ins Gedächtnis rufen, und auch alle Augenblicke danach. Jede verdammte Sekunde bis zum Tod. Der Gauner und Tunichtgut, er kann nichts vergessen.

So ähnlich ging es dem Schauspieler Daniel Minetti mit Chris Wilsons wenig bekanntem Roman „Blueglass“. Als das Buch 1994 hierzulande erschien, packte Minetti eine seltsame Faszination. „Wenn andere joggen, befasse ich mich mit Texten“, sagt Minetti. „Und bei diesem konnte ich als Theatermensch sofort Figuren und einen Raum riechen.“

Fast 20 Jahre später bringt er den Stoff als Regisseur auf die Bühne — mit dem jungen Ensemble-Kollegen Cornelius Gebert in der Titelrolle, die zugleich die einzige Rolle ist. Den Raum, den Minetti seinerzeit riechen konnte, hat ihm Bühnenbildnerin Lydia Merkel, Jahrgang 1985, gestaltet, ein weißer Würfel, der für den Helden „zugleich Geburtsstätte und Todesraum“ sein kann, wie Merkel sagt. Die ebenfalls junge Dramaturgin Leona Benneker komplettiert das Team.

Für sie alle wurde „Blueglass“ zur Herzenssache, zunächst privat am Küchentisch gelesen, später professionell geprobt. „Das Vergessen-Müssen, das Erinnern-Wollen, das Nicht-Vergessen-Können, das sind universale Themen“, sagt Minetti. 80 Prozent des Textes, schätzt er, hat er direkt aus dem Roman übernommen. Dessen Autor hat schon angefragt, ob er das Stück zurück ins Englische übersetzen darf.

Premiere Mittwoch, 20 Uhr, Fabrik Heeder. Karten unter Telefon 805 125.

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