Bo komplex mit „Konsequenzen“ in der Fabrik Heeder

Krefeld. Ein Körper-Knäuel, hineingeworfen in die Welt. Wie Yin und Yang oder ein kugeliger Hermaphrodit haben sich Zwei ineinander verschlungen. Ihre Geschichte beginnt ganz oben, auf dem Treppenabsatz der kaskadenartig angelegten Bühne, die wie ein Laufsteg den Raum teilt und mit weißem Papier ausgelegt ist.

Die Zuschauer sitzen zu beiden Seiten auf der Studiobühne der Fabrik Heeder, hautnah am Geschehen. Bärbel Stenzenberger und Olaf Reinecke, kurz das Bonner Ensemble bo komplex, arbeiten sich in ihrem Stück „Konsequenzen“ die langgezogene Treppe herunter.

Bei ihrem Duett auf der papiernen Lebensbahn erfahren sie — in der schönsten Tanzszene — vollkommenes Liebesglück, aber auch Krise, die bei finalem Rotwein und Bier beigelegt wird. Das wäre banal und langweilig, wären da nicht die titelgebenden Konsequenzen aus den beengten Räumlichkeiten. Es ist faszinierend, wie beide sich auf und unter dieser Bühne suchen und finden, verstecken, anfeinden und bekriegen.

Wie sie robben, rollen, rutschen, das Papier durchstoßen, aus allen möglichen Winkeln das Podest erklimmen, wie jede Bewegung die beiden im konkretesten Wortsinn an Grenzen führt. Immer lauert der Abgrund. Auch die eingespielten Textfragmente erzählen von Behinderung in unterschiedlichster Form.

Eine weitere Ebene bietet die 3D-Animation. Sie macht beispielsweise aus dem Laufsteg einen Wasserfall, der an einem Berg beginnt und ins Meer mündet. Ein leichtes und gleichzeitig nachdenkliches Stück. Es hätte mehr Publikum verdient gehabt. B.T.

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