Burgserenade: Vier Saxophonisten sorgen für Gänsehaut

Signum-Quartett beeindruckt mit einem Stück über den Untergang der Estonia.

Krefeld. Vor zwei Jahren war das Signum-Saxophon-Quartett schon einmal zu Gast im Rittersaal der Burg Linn. Das greifen die Musiker am Freitagabend immer wieder auf und sorgen für Schmunzeln im ausverkauften Saal. Blaz Kemperle (Sopransaxophon), Erik Nestler (Altsaxophon), Alan Luzar (Tenorsaxophon) und David Brand (Baritonsaxophon) sollen mit ihrem Programm einen kontrastreichen Serenadenabend schaffen.

So spielen die Vier Mozarts Streichquartett Nr. 21 in D-Dur in einem Arrangement von Miha Ferk. Es ist gewöhnungsbedürftig und zunächst ein befremdlicher Klang. Man erkennt Vertrautes wieder, doch die Blasinstrumente produzieren andere Klangfarben, haben eine andere Tonwiedergabe als Streichinstrumente.

Das erste Allegretto wird da zur „Akklimatisation“, und im folgenden Andante nimmt Kemperle mit seinem Sopransaxophon-Spiel den Zuhörer behutsam mit in die Klangwelt Mozarts. Schön passt dann der tänzelnde Dialog der vier Solisten im Menuett.

Gänsehaut verursacht ihre Interpretation der Lamentatio des estnischen Komponisten Erikki-Sven Tüür (*1959). Das Stück ist ein musikalisches Totengedenken an die Opfer des Estonia-Untergangs. Durch einen glücklichen Zufall bestieg der Komponist 1994 nicht dieses Schiff, um wegen einer Auftragsarbeit nach Schweden zu fahren.

Das Werk soll nicht als Programmmusik das Unglück schildern, aber die Stimmungen lassen sich sehr gut nachempfinden. Lang gehaltene Töne, die wie aus einem dichten Nebel über einem ruhigen Meer zu kommen scheinen; Schiffsirenen scheinen ein Trauerkonzert zu geben, dann folgen Dissonanzen und Turbulenzen und schließlich kehrt wieder Totenstille ein.

In einer selbst arrangierten Hommage à Astor, einer Suite mit den bekanntesten Melodien des Tango-Komponisten, glänzen die Vier und zeigen, dass sie auch das heitere und Temperamentvolle beherrschen.

Die erste der drei Zugaben, ein Csárdás, wird zum Bravourstück vor allem für das Sopransaxophon. Mit welcher Präzision selbst bei schnellsten Tempi die Einsätze klappen, Melodien „weitergegeben“ werden, ein Perfektionismus mit größter Leichtigkeit, der das Publikum begeistert. gmk

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